Quantcast
Channel: Zum Wohl | Gasthaus, Wien 6. Bezirk
Viewing all 34 articles
Browse latest View live

Nahrungsmittelallergie ≠ Nahrungsmittelintoleranz

$
0
0
Im umgangssprachlichen Gebrauch werden die Begriffe „Nahrungsmittelintoleranz“ und „Nahrungsmittelallergie“ häufig in einen Topf geworfen. Zugegebenermaßen können sich beide „Leiden“ rein von ihrem Beschwerdebild her auch ähneln. So kann eine Nahrungsmittelallergie, aber auch bestimmte Nahrungsmittelintoleranzen Atemwegsreaktionen, Verdauungsbeschwerden, Hautreaktionen & Co hervorrufen. Diese Begriffsdurchmischung wäre eigentlich einerlei, wäre nicht die Einstufung in eine Intoleranz oder in eine Allergie für den weiteren Umgang der Betroffenen mit ihrem „Leiden“ von Wichtigkeit.


Die Nahrungsmittelallergie – eine Fehlreaktion des Immunsystems

Bei einer Nahrungsmittelallergie hat immer unser Immunsystem die Hände im Spiel. Das körpereigene Abwehrsystem schützt im Idealfall unseren Körper vor ungebetenen Gäste wie Schnupfen- oder Grippeviren. Bei einer Nahrungsmittelallergie kommt es jedoch zu einer immunologischen Fehlreaktion. Hierbei werden an sich harmlose Lebensmittelbestandteile (Allergene) vom Immunsystem als Bedrohung eingestuft.

Gelangen nun die Allergieauslöser über die Nahrung in den Körper, wird unser Immunsystem aktiv und entzündliche und allergische Reaktionen zur Bekämpfung des Fremdstoffes in Gang gesetzt. Hierbei reichen bereits minimale Mengen eines Reizstoffes aus, um eine Allergie hervorzurufen.

Zu den häufigsten Allergieauslöser in der Ernährung zählen Nüsse, Erdnüsse, Kuhmilch (das Eiweiß, nicht die Lactose), Eier, Meeresfrüchte, Muscheln, Soja und Weizen. Auch als die „großen 8“ bekannt.


Die Nahrungsmittelintoleranz – eine Störung im Darm

Während echte Nahrungsmittelallergien eher selten auftreten, sind Nahrungsmittelintoleranzen mit 50 - 80 % an Betroffenen in der Bevölkerung sehr häufig vorzufinden. Oft handelt es sich also bei der vermeintlichen Nahrungsmittelallergie eigentlich „nur“ um eine Nahrungsmittelintoleranz. Reizauslöser in der Ernährung sind hierbei allen voran Fructose/Fruchtzucker*, Sorbit, Lactose/Milchzucker, Histamin und Gluten/Getreide** - na, was quält euch?

Im Gegensatz zur Nahrungsmittelallergie ist bei einer Nahrungsmittelintoleranz nicht das Immunsystem, sondern irgendeine Störung im Darm der Übeltäter, die meist auch mit einer unzureichenden Nährstoffverwertung einhergeht. Durch fehlende Enzyme oder Transporter im Darm werden bestimmte Nahrungsbestandteilen nicht bzw. nur schlecht verdaut, neutralisiert oder in den Körper aufgenommen – und schon geht’s los mit dem „Zwicken- und Zwacken“.

Allen Intoleranzen gemeinsam ist, dass die Beschwerden mengenabhängig ist. Sprich: Je mehr man vom unverträglichen Reizstoff isst, desto mehr Trouble gibt's ;-/.

Am Schluss hier für alle noch einmal eine kurze Übersicht***:

Nahrungsmittelallergie vs. Nahrungsmittelintoleranz
Reaktion des Immunsystems <-> Verwertungsstörung, keine Beteiligung des Immunsystems
Mengenunabhängig <-> Mengenabhängig
Nachweisbar mittels Allergietest <-> Spezielle Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeit
Totaler Verzicht des Reizstoffes <-> Reduzierter Verzehr der unverträglichen Substanz ausreichend

Bis bald,
Euer intoleranter Genießer.


* Fast immer liegt eine „Fructosemalabsorption“ vor, keine -intoleranz. Mehr dazu ein anderes Mal.
** Glutensensitivität
*** Übersicht nach Vogelreuter A (2015)

Fruchtzucker? Für manche ein Furchtzucker!

$
0
0
„An apple a day keeps the doctor ...away??“ – zumindest in meiner und in vielen anderen Familien weltweit ist dieser gute alte englische Spruch mit Vorsicht zu genießen. Denn 30-40 % unter uns sind gestört – jetzt bitte nicht, falsch verstehen. Damit meine ich nicht die Personen an sich, sondern ihr Fructose(= Fruchtzucker)-Transporter im Darm.

Fructose-Malabsorption – da ist was hin!

Entlang unseres Dünndarms sitzen verschiedene „Transporter“, deren Aufgabe es ist, bestimmte Nahrungsbestandteile aus dem Darm in den Körper zu schleusen. Für den Abtransport des Fruchtzuckers aus dem Dünndarm hinaus in die Zellwände hinein ist der Transporter „GLUT-5“ zuständig – und zwar der ganze alleine.

Menschen mit einer Fructose-Malabsorption verfügen, entweder schon seit Kindheitsbeinen an oder erst im der Laufe der Jahre, über defekte oder eine zu geringe Anzahl an GLUT-5-Transportern. Durch dieses Manko wird der Fruchtzucker nur unzureichend aus dem Dünndarm befördert und gelangt in tiefer gelegene Darmabschnitte - an Orte, an denen er eigentlich nichts zu suchen hat. Darmbakterien stürzen sich auf den Fruchtzucker und zersetzen ihn in verschiedene Stoffe und Gase, wobei sogar teils giftige Substanzen entstehen können.

Hier ein Detail am Rande: Nicht verwechselt werden sollte die Fructose-Malabsorption mit der so genannten hereditären Fructose-Intoleranz. Letztere ist eine angeborene Generkrankung, die bereits im Baby- und Kleinkindalter lebensbedrohlich sein kann und strikte Fructose-, Sorbit- und Saccharose (= Haushaltszucker)-Karenz erfordert.

Fructose-Malabsorption: Da spielt's Granada im Bauch

Menschen mit einem Fructose-Thema können vermutlich bestätigen, dass ein bewusster oder unbewusster Fehltritt beim Essen nicht gerade zur Gesellschaftsfähigkeit des Einzelnen beiträgt: Blähungen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Grummeln im Bauch zählen zu den Hauptsymptomen einer Fructose-Malabsorption und treten meist ½ – 1 ½ Stunden nach dem Verzehr der fructosehaltigen Mahlzeit auf. Eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit kann aber auch „auf den Geist gehen“: So können bei manchen Betroffenen im Zuge dessen Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Depressionen entwickeln. Auch chronische Entzündungen (z.B. Nasennebenhöhlen) oder Migräne können mit einer länger bestehenden Fructose-Unverträglichkeit in Verbindung gebracht werden.

Achtung! Bauchwehgefahr!

-) Obst und daraus gefertigte Produkte (z.B. Marmeladen, Kompott...)
-) Fruchtsäfte, Smoothies
-) Honig
-) Fertigbackwaren wie Kuchen, Kekse oder Torten
-) Zahlreiche Milchprodukte
-) Diabetikerprodukte (häufig richtige Sorbit- oder Fructosegranaten)
-) Alle sorbithaltige Produkte (Achtung! Auch in Zahnpasten enthalten)
-) Fertigmüslis
-) Nahrungsmittel, die mit „Natursüße“ oder „Fruchtsüße“ locken
-) Stopp auch, wenn sie auf der Zutatenliste Folgendes entdecken:
-> Fruchtzucker/Fruktose
-> Sorbit(ol)
-> Mannit(ol)
-> Maltit(ol)
-> Isomalt
-> Honig
-> Maisstärkesirup
-> Fructose-Glukosesirup
-> Dicksaft
-> Invertzucker

Nach Ledochowski (2014 )und Vogelreuter (2015).

Der Fruchtzucker-Overblow

Eigentlich sind wir alle irgendwie fructoseunverträglich. Der eine mehr, der eine weniger. So überlastet bei (individuell unterschiedlich) hohen Fruchtzuckermengen das „Transportsystem“ eines jeden Körpers und stellt auf „Durchzug“.

Wir Menschen sind genetisch gesehen einfach nicht darauf ausgerichtet hohe Mengen an Fruchtzucker zu vertilgen. Wenn wir an unsere Vorfahren in der Steinzeit denken, hat das auch eine gewisse Logik, denn diese fanden seit Menschheitsbeginn an nur hie und da ein Beerchen oder Früchtchen – und das auch nicht zu jeder Jahreszeit. Und selbst vor 200 Jahren enthielt die Ernährung in der Regel nur wenig Fructose.

In den letzten 4 Jahrzehnten ist der Fruchtzuckerverbrauch jedoch pro Kopf und Nase von 4-5 g täglich auf 20-25 g täglich angestiegen. Woher kommt's? Leicht wäre es zu sagen, dass die Menschen einfach mehr Obst und Gemüse gegessen haben. Doch die „Geschichte“ ist leider weitaus undurchsichtiger und ungesünder.

Fruchtzucker wird nämlich von der Lebensmittelindustrie als Zutat sehr attraktiv empfunden und unzähligen Produkten beigemengt. Hierbei spielt - wie so oft im Leben - Geld eine große Rolle. Fructose ist billig, süßer als gewöhnlicher Haushaltszucker (Kostenersparnis) und macht Hunger auf mehr. Obendrein hält der Fruchtzucker und sein genauso problematisches Abbauprodukt Sorbit Backwaren feucht und dadurch saftig. Das schmeckt nicht nur besser, es täuscht auch Frische vor.

Na? Dämmert es nun, wieso man sich ab und zu keinem Ernährungsfehltritt bewusst ist, aber trotzdem leidet?

Doch wenn man's an dieser Stelle auch nicht glauben mag, so hat eine Fructose-Unverträglichkeit auch durchaus ihre positiven Seiten. ;-) Wieso ein Verzicht von Fructose kontraproduktiv ist, aber eine Reduktion von Fructose sogar vielleicht mehr Segen als Fluch ist – das erfahrt ihr ein anderes Mal an dieser Stelle ;-).


Bis bald
Euer Intoleranter Genießer.


Referenzen:
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
www.individualisten.at

Mr. & Mrs. Normalo sind laktoseintolerant

$
0
0
Menschen, bei denen nach dem Verzehr von Milch & Co „Käfer im Bauch“ Samba tanzen, befinden sich nicht nur in bester Gesellschaft, sondern sind eigentlich „total normal“ ;-). Von Mutter Natur ist es einfach nicht vorgesehen gewesen, dass wir bis ins Erwachsenenalter Milchgenießer bleiben. So sind wir Erdenbürger genetisch gesehen also „normalerweise“ laktoseintolerant - hätten nicht ca. 30 % unter uns von ihren milchtrinkenden Vorfahren ein verändertes Erbgut geerbt, dass es möglich macht, Milchzucker dauerhaft zu verdauen.

Laktoseintoleranz: Da hackt's

Milch ist nicht jedermanns Freund. Das wussten schon die alten Griechen. Es dauerte jedoch noch über 2300 Jahre, bis die Laktoseintoleranz als Ursache „allen Übels“ erkannt wurde. Doch wo liegt hierbei der Hacken?

Um in den Körper aufgenommen werden zu können, muss die Laktose im Dünndarm in ihre zwei Einzelteile zerlegt werden. Passiert dies nicht, gelangt der Zucker in tiefere Darmabschnitte, wo er von den dort ansässigen Bakterien - nicht ohne Folgen - zu Gasen und verschiedenen Stoffen vergoren wird. Für die Spaltung der Laktose ist das Enzym Laktase zuständig – kein anderes Enzym im Darm kann sonst diese Aufgabe übernehmen.

Bei Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit verfügt der Darm entweder über zu geringe Mengen an Laktase oder das Enzym ist durch eine Schädigung einfach zu wenig aktiv.

Typische und atypische Wehwechen bei Laktoseintoleranz

Eine kleine Milchsünde hier, ein wenig versteckte „Industrie-Laktose“ dort und ganz viel Bauchdruck danach. Nach einer laktosehaltigen Mahlzeit können im Darm mehrere Liter Gase entstehen. Kein Wunder, dass Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl und Durchfälle häufige Begleiter einer Laktoseintoleranz sind. Aber hätten Sie auch gewusst, dass folgende Wehwechen genauso von einer Milchunverträglichkeit verursacht werden kann?

-) Veränderter Stuhl (fett, schwimmend, schmierig)
-) Verstopfung
-) Sodbrennen
-) Kreuzschmerzen
-) Migräne
-) Müdigkeit

Wie man eine Laktoseintoleranz feststellen kann, was man ernährungstechnisch bei einer Milchzuckerunverträglichkeit beachten sollte und vieles mehr erfahrt ihr ein anderes Mal an dieser Stelle.

Bis bald
Euer Intoleranter Genießer.





Referenzen:

Braegger C.P. (2008): Laktoseintoleranz. Gastroenterologie und Ernährung. Nr. 2. 2008.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.

Graue Wolken über der "Weckerl-Nation"

$
0
0
Ich gehöre wohl zu einer der eher seltenen Spezies in Österreich an, die keine besondere Vorliebe für Weckerl, Semmel & Co hegen. Ich weiß nicht wieso, aber schon als Kind gab es zwischen meiner Mutter und mir Diskussionen, ob ich nun das Brot zum weichgekochten Ei (oder was auch immer) esse oder nicht. Vielleicht hat mein Körper mir schon damals instinktiv gesagt, dass Weizen im Übermaß mir nicht gut tut. Wenn ich mir die generelle Weizen-Problematik anschaue, war's auf jeden Fall kein Schaden. (Apropos: Schon „Die Weizenwampe“ gelesen ;-)?)

Glutensensitivität – oder: what the hell?

Die Glutensensitivität ist eine relativ neu entdeckte und ergo noch wenig erforschte Form der Unverträglichkeit. Groben Schätzungen zufolge tut vermutlich 6-10 % der österreichischen Bevölkerung der Verzehr von bestimmten „Körndlprodukten“ nicht gut – das muss der eine oder andere Weckerl-Liebhaber erst mal verdauen.

Bis vor kurzem ging man davon aus, dass die Glutensensitivität auf das in vielen Getreidesorten zu findende Eiweiß „Gluten“ zurückzuführen sei - daher auch der Name. Neueste Erkenntnisse deuten allerdings darauf hin, dass vermutlich nicht das Gluten Auslöser der Beschwerden ist, sondern natürliche Eiweißbestandteile glutenhaltiger Getreide namens „ATI“ (Amylase-Trypsin-Inhibitoren).

Bislang ist über die genauen Abläufe der Glutensensitivität sehr wenig bekannt. Im Labor konnte aber laut Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Harald Vogelsang von der Medizinischen Universität Wien gezeigt werden, dass Menschen durch ATIs Entzündungen entwickeln können. Da bei der Glutensensitivität vermutlich das Immunsystem seine Hände im Spiel hat, zählt man diese – ebenso wie die Zöliakie – nicht zu den klassischen Nahrungsmittelintoleranzen.

Der Gluten-Overblow

Während Studien mittlerweile bestätigen, dass die Glutensensitivität keine „Einbildung“ sondern „Fakt“ ist, weiß man bislang noch nicht, woher dieses immer größer werdende Problem kommt.

Theorien zufolge ist die steigende Anzahl an glutensensitiven Menschen auf neue Getreidezüchtungen zurückzuführen - ATI dient im Getreide der Insektenabwehr und kann dementsprechend mit ein Erfolgsfaktor für eine gute Ernte sein.

Andere wiederum vermuten, dass wir einfach zu viel Gluten konsumieren, bis „das Fass irgendwann mal zum Überlaufen gebracht wird“ und unser Körper die Sensitivität entwickelt. Für mich ist das ehrlich gesagt keine abwegige Theorie, denn überlegt doch mal, wie oft in unseren Breiten Glutenhaltiges auf dem Tisch kommt: Morgens Müsli, mittags Salat mit Weckerl, abends Nudeln mit Soße – sprich: Gluten mehrmals täglich ist sicher keine Seltenheit...

Stichwort Zöliakie.

Zöliakie, auch Sprue genannt, ist nach derzeitigem Wissensstand eine Mischform aus Autoimmunerkrankung und Allergie, die eine lebenslange glutenfreie Ernährung erfordert.

Mit dieser Erkrankung ist nicht zu spaßen! Bereits 50 mg Gluten täglich – also „ein Hauch von Nichts“ – richten bei Zöliakie-Kranken nach wenigen Wochen dauerhafte Schäden an der Dünndarmschleimhaut an. Betroffene reagieren nach dem Konsum von Gluten zudem mit Durchfall, Verstopfung, Gelenkschmerzen und sonstigen unangenehmen Begleiterscheinungen. Durch den geschädigten Darm ist auch das Risiko für Nährstoffmängel erhöht.

Für Menschen mit Zöliakie ist es daher unabdingbar Gluten zu meiden. Darüber hinaus ist es empfehlenswert mithilfe eines Experten den Darm zu sanieren sowie die Nährstoffspeicher mit gesunder Ernährung und einer hochwertigen Nahrungsergänzung auf Vordermann zu bringen.

Glutensensitivität: Depressiv durchs Weckerl

Die gute Nachricht vorweg: Bei einer Glutensensitivität ist sündigen erlaubt – zumindest ab und zu :-). Im Unterschied zur Zöliakie müssen Menschen mit einer Glutensensitivität Gluten nicht zu 100 % meiden. Laut Experten reicht es bei einer Glutensensitivität aus, glutenhaltige Getreideprodukte zu 90-95% aus der Ernährung zu streichen. Zudem ist es gut, bei verarbeiteten Produkten die Zutatenliste zu checken um auch versteckten Gluten aus dem Weg zu gehen.

Von der Symptomatik her ist die Glutensensitivität im Gegensatz zur relativ eindeutigen Zöliakie breit gefächert. Während viele Betroffene beschwerdefrei durchs Leben gehen und von ihrer Lebensmittelsensitivität nicht einmal wissen, zwickt und zwackt es bei Anderen nach dem Verzehr von Semmel & Co. Verdauungsbeschwerden, Blähbauch, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und chronische Müdigkeit sind nur einige der Symptome und verderben den Appetit auf mehr.

Einzelne Studien geben sogar Hinweise, dass es eine Verbindung zwischen Glutensensitivität und Depressionen, Schizophrenie sowie Autismus gibt. Um hier Licht ins Dunkle zu bringen und gesicherte Aussagen treffen zu können, muss aber noch einiges an Forschungsarbeit geleistet werden...

Ihr seht – bei der Glutensensitvität liegt noch einiges im Argen. Für die Leidtragenden ist es m.E. aber auf jeden Fall schon ein bedeutender Schritt, dass sie das Kind beim Namen kennen und wissen, dass hinter ihrem Unwohlsein nach einer Körndlmahlzeit keine Einbildung steckt.


Bis bald
Euer Intoleranter Genießer.



Referenzen:

Vazquez RM, Oxentenko AS (2015): Nonceliac Gluten Sensitivity. Mayo Clin Proc. 2015 Sep;90(9): 1272-7.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
www.individualisten.at
http://science.orf.at/stories/1761784/

Histaminintoleranz. Oder: Ein (un)perfektes Dinner

$
0
0
Antipasti, Thunfisch-Pizza, Rotwein, Tiramisu – was braucht man mehr für einen gelungenen Abend unter Freunden? Schon blöd, dass meine beste Freundin nicht wusste, dass die neue Flamme ihres Bruders eine bis dato nicht nennenswerte Histaminintoleranz hatte, die sie mit ihrem Menü wohl richtig aus der Reserve gelockt habe. So kam es, dass je später der Abend wurde, ein Niesanfall den nächsten jagde, sich rote Flecken auf Dekolleté und Stirn der Dame abzeichneten und sie irgendwann für längere Zeit auf der Toilette verschwand. Von ihrer Histaminintoleranz erfuhr sie erst im Nachhinein über zwei Ecken. So viel zum Thema „Perfektes Kennenlern-Dinner“.


Histamin - ein Botenstoff mit „Bumm“!

Histamin ist ein Naturstoff, der von unserem Körper selber gebildet werden kann. Hierbei operiert Histamin im menschlichen Organismus als ein wirkungsvoller Botenstoff, der u.a. bei allergischen Reaktionen und Entzündungen seine Hände im Spiel hat.

Histamin ist aber auch – bekanntermaßen – in Lebensmitteln enthalten. So werden die Hautreaktionen nach dem Kontakt mit Brennnessel beispielsweise durch das in den Pflanzenhaaren enthaltene Histamin ausgelöst. Dennoch sind pflanzliche Lebensmittel mit einem hohen natürlichen Histamingehalt eher selten. Auch „Tierisches“ ist im frischen Zustand - zumindest in der Regel - nicht histaminbelastet. Durch die natürlichen „mikrobiellen“ Alterungsprozesse steigt jedoch der Histamingehalt in den Lebensmitteln an (Apropos: Wusstet ihr, dass eine Fischvergiftung nichts anderes ist als ein „Overload“ an Histamin?). Deshalb heißt es für histaminintolerante Genießer, bei allen Lebensmittel, die gereift, haltbargemacht oder weiterverarbeitet wurden, Vorsicht walten zu lassen. Leider zählt zu diesem „Genre“ der halbe Delikatessenladen - von Prosciutto angefangen, über Salami, Parmesan, Roquefortkäse, Sekt, Rotwein & Co.

Das fiese an der Geschichte ist darüber hinaus, dass es Lebensmittel, Getränke und Medikamente gibt, die im Körper Histamin freisetzen können (= Histaminliberatoren) oder das Histamin-abbauende Enzym im Darm hemmen können. Tomaten, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Schokolade, Alkohol und Schmerzmittel zählen beispielsweise zu diesen unverträglichen Kandiaten...

Histaminintoleranz: Ein wenig zu den Mechanismen

Hier ein Glas Rotwein, da ein Eckchen Käse – und schon kitzelt die Nase, rast das Herz und macht sich die Verdauung bemerkbar. Die Symptome der Histaminintoleranz sind diffus und treten immer dann auf, wenn das enzymatische Abbausystem für Histamin im Darm überlastet ist – sei es durch einen Mangel des Histamin-abbauenden Enzyms DAO (= Diaminooxidase) oder durch ein Missverhältnis zwischen der Zufuhr und dem Abbau von Nahrungsmittelhistamin. Das überschüssige Histamin gelangt so aus dem Darm in den Körper und kann zu heftigen Reaktionen führen. Im Extremfall kann die Histaminintoleranz sogar lebensbedrohliche Folgen haben, denn wie eine Allergie kann sie zu einem anaphylaktischen Schock führen.

Histaminintoleranz – kein Kinderspiel

Mit Histamin ist also bei einer Intoleranz nicht zu spaßen. Schwierig ist es aber Histamin vom Speiseplan zu verbannen, denn – wie oben bereits angeschnitten – enthält eine ganze Latte an unterschiedlichsten Lebensmittel Histamin. Für alle Leidtragenden deshalb am Schluss ein heißer Tipp: Die Schweizer Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz bietet einen tollen Überblick über unverträgliche Lebensmittel an: http://www.histaminintoleranz.ch/download/foodlist/11_FoodList_DE_alphabetisch_mitKat.pdf

Bis bald
Euer Intoleranter Genießer.


Referenzen:

Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
www.individualisten.at
http://www.histaminintoleranz.ch/download/foodlist/11_FoodList_DE_alphabetisch_mitKat.pdf

Iss bio – iss besser!

$
0
0
Ehrlich gestanden, bin ich ein kleiner Facebook-Muffel. Nur ab und zu überkommt es mich und ich checke die „momentane Lage“ im Freundeskreis – geschweige denn, dass ich aktiv werden würde...! Doch letztens überkam es mich und ich habe tatsächlich etwas auf Facebook geliked, denn das Kaffee-Foto mit der Aufschrift hat mir aus der Seele gesprochen: „Menschen bezahlen 4 € für einen Kaffee bei Starbucks. Aber 4 € für 12 Bio-Freilandeier ist ihnen zu teuer“ (Zitat: www.eatclean.de). Neben der Preisfrage ist die „Nicht-Bio-Fraktion“ meist der Ansicht, dass doch eh alles das Gleiche ist. Doch eine großangelegte britische Studie räumt mit diesem Argument nun auf.

Metaanalyse zeigt: Bio ist besser

Die Nährstoffzusammensetzung von biologisch angebautem Obst, Gemüse und Getreide ist tatsächlich weitaus besser als die Zusammensetzung von pflanzlichen Produkten aus konventionellem Anbau – das zeigten Wissenschaftler der Universität von Newcastle in der bisher größten Studie dieser Art auf.

Für ihre Metaanalyse werteten die Forscher 343 Studien aus, die allesamt das Ziel hatten Bioprodukte mit herkömmlicher Ware zu vergleichen. Es zeigte sich, dass biologisch Gezogenes in Vergleich zu Produkten aus konventionellem Anbau eine bis zu 69 % höhere Konzentration an wertvollen Antioxidantien* hatte. Auch ein Mehr an Carotinoide und Vitamine stellten die Forscher bei Bioware fest.

Besonders augenscheinlich war jedoch der „kleine feine Unterschied“ beim Schadstoffcheck: Herkömmliche Produkte waren doppelt so hoch mit Cadmium belastet als biologisch Angebautes. Auch bei den Konzentrationen an Pestiziden, Herbiziden sowie krebserregendem Nitrit und Nitrat führte konventionell gezüchtetes Obst, Gemüse und Getreide die Negativliste an. Soviel zu pflanzlichen Bioprodukten – aber wie schaut es bei tierischen Lebensmitteln aus?

Tierisches? Natürlich glücklich!

Während sich Experten in der Tat noch uneins sind, ob Biofleisch gesünder ist als konventionelles Fleisch, stehe ich zur Meinung, dass man insbesondere bei tierischen Produkten zu Bio greifen sollte. Für viele mag der Spruch „Du bist, was du isst“ abgedroschen klingen, aber sorry, der brennt mir zu diesem Thema einfach auf der Zunge.

Gleiches gilt natürlich auch für unsere tierische Artgenossen. Glücklich, wer nicht nur artgerecht gehalten wird, sondern auch kein gentechnisch verändertes Futter zu sich nehmen muss – in Biobetrieben wird auf derartiges zur Gänze verzichtet. Hinzu kommt, dass Wachstums- und Leistungsförderer im Futter sowie die vorbeugende Gabe von Antibiotika verboten ist. Letztere dienen übrigens nicht nur der Krankheitsprävention, sondern auch um die Gewichtszunahme der Tiere zu steigern und die Mastzeiten zu verkürzen. Rückstände dieser Substanzen im Fleisch können ungünstige Auswirkungen auf unseren Hormonhaushalt haben. Alleine dies ist Grund genug für mich – wenn möglich – bei tierischen Produkten Bio zu kaufen.

Alles eine Frage des Geschmacks

Wenn ich etwas von meinem Vater geerbt habe, dann ist es wohl seinen Sinn für genussvolles Essen. Meine Eltern haben immer aufs Geld geachtet, aber beim Essen haben sie nie gespart. Ich glaube, das ist wohl mit einer der Gründe, wieso meine Mutter so eine spitzenmäßige Köchin ist – schließlich kann ein Gericht nur so gut sein, wie die einzeln Zutaten selbst. Ich als bekennende Genießerin finde einfach, dass sich Bio auch im Geschmack niederschlägt. Was man weiß, ist, dass bei Tieren, die im Sommer auf der Weide grasen, der Omega-3-Fettsäure-Gehalt nachweislich höher ist. Auch bei Fettgehalt und Marmorierung hat Biofleisch leicht die Nase vorne.

Jeder der nur die Möglichkeit dazu hat, den würde ich raten, Fleisch & Co direkt bei einem Biobauernhof, noch idealer bei einem bio-dynamischen Hof zu beziehen. Für die Fleischqualität besonders ideal ist, wenn die Tiere mit ihrem natürlichen Futter aufgezogen werden. Das heißt z.B. Hühner Gräser und Würmer picken können oder Kühe Gras und Heu bekommen – und die Tiere nicht mit Getreide gemästet werden.

Der Preis ist heiß

Ohne Frage schlägt sich Bioqualität schlägt auch im Preis nieder. Qualität hat einfach seinen Preis. Aber wenn ihr mich fragt, so bin ich es mir wert, meinem Körper hochwertige Lebensmittel zu bieten. In unserem Breiten kommt sowieso zu oft Tierisches auf den Tisch! Rund 100 Kilogramm Fleisch- und Wurstwaren essen wir im Durchschnitt jährlich – zu viel für eine nachhaltige Ernährung und auch für unsere Gesundheit. Greift lieber seltener zu Fleisch & Co, aber wenn dann in Bioqualität! Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Soja bieten eine wertvolle pflanzliche Eiweißalternative. So freut ein Umschwung zu einer pflanzlich betonteren Ernährung nicht nur euer Geldtascherl, sondern es dankt auch euere Gesundheit...

Bis bald,
Euer Intoleranter Genießer


* Antioxidantien sind wertvolle Schutzstoffe, die in unserem Körper aggressive, schädigende Teilchen, so genannte „freie Radikale“, neutralisieren. Wissenschaftler machen die Angriffe freier Radikale mitverantwortlich für zahlreiche Erkrankungen wie Krebs, Gefäßverkalkungen oder Arthrose.




Referenzen:

Baranski M et al (2014): Higher antioxidant concentrations and less cadmium and pesticide residues in organically-grown crops: a systematic literature review and meta-analyses. British Journal of Nutrition, July 15th 2014.
www.medizinpopulär.at: Stehrer S (2010): Fleisch: Wie gesund ist Rind, Schwein & Co. Medizinpopulär 05/2010.
www.individualisten.at
www.eatclean.de

Der Blätterwald der Mehrfachintoleranzen

$
0
0
Nahrungsmittelunverträglichkeiten können so unterschiedlich sein, wie der „intolerante Mensch“ an sich. Nicht selten bereitet eine einzelne Nahrungsmittelunverträglichkeit so wenige Beschwerden, dass die Betroffenen – vor allem, wenn sie schon seit früher Kindheit nichts anderes kennen – ihre „Körperreaktionen“ nach dem Essen als „normal“ empfinden. Erst, wenn sich im Laufe der Jahre die eine oder andere Unverträglichkeit dazugesellt, liegt der Weg zum Arzt nahe. Umso größer ist für die Leidtragenden dann häufig die Überraschung, wenn sie nicht nur von einer sondern gleich mehreren Nahrungsmittelunverträglichkeiten geplagt werden.

Die Krux des Krugs...

Kennt ihr den Spruch: „Der Krug geht so lange zu dem Brunnen, bis er bricht“. So oder so ähnlich ist das mit diesen Mehrfachintoleranzen. Von Mutter Natur her als „normal“ vorgesehen, ist die Laktoseintoleranz – ich habe darüber bereits in meinem Blog „Mr. und Mrs. Normalo sind laktoseintolerant“ berichtet. Und die Milchzuckerunverträglichkeit war in früheren Zeiten noch kein Thema, als die Genetik noch der regionalen Küche angepasst war.

Eine Unverträglichkeit wird meist dann erst zum Problem, wenn der Körper ständig mit dem „Reizstoff“ konfrontiert wird. Denken wir beispielsweise an Fruchtzucker: Lange Zeit war Obst in der Menschheitsgeschichte eine Rarität, geschweige denn, dass es das ganze Jahr Saison hatte. Wenn Mr. Steinzeit dann doch über einen Baum voller saftiger Wildkirschen hergefallen ist, lag er danach vermutlich mit zwickendem und zwackendem Bauch im Schatten und hatte vielleicht davon auch einmalig Durchfall – eine Nahrungsmittelunverträglichkeit entwickelte Mr. Steinzeit dadurch aber nicht. Und einige Wochen bis Monate später war die Obstsaison auch schon wieder Geschichte.

Eine Unverträglichkeit kommt selten allein

Vermutlich haben also die Globalisierung und unsere „Überfluss-Ernährung“ ihre Hände mit im Spiel, dass sich Mehrfachintoleranzen mehren. Unser Körper verzeiht (meist) viel, wird er aber Tag für Tag mit einem unverträglichen Lebensmittel konfrontiert, dann kippt irgendwann einmal unsere gesunde Darmflora. Die Fehlbesiedelung des Darms kann nicht nur unsere körpereigenen Enzyme in ihrer Funktion hemmen und so den Nährboden für weitere Nahrungsmittelunverträglichkeiten bilden, sie kann – noch schlimmer – die Darmwand schädigen, für Nahrungsmittelallergene durchlässig machen und so den Weg für Nahrungsmittelallergien bahnen.

Schaut man sich im Unverträglichkeits-Blätterwald um, so vertragen 80 % aller Milchzucker-Intoleranten zusätzlich Fruchtzuckerhaltiges schlecht. Die Aufnahme von Fruchtzucker in den Körper hingegen kann auch durch eine Glutenunverträglichkeit gestört werden. Und eine Histaminintoleranz paart sich gerne mit einer Fruchtzuckerunverträglichkeit. Verwirrt? Hier gibt es eine Übersicht, von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die gerne Hand in Hand gehen:

-) Fruktoseintoleranz, Sorbitintoleranz, sorbitabhängige Fruktosemalabsorption
-) Fruktoseintoleranz und Histaminintoleranz
-) Histaminintoleranz und Glutamatunverträglichkeit
-) Laktoseintoleranz und Fruktoseintoleranz
-) Laktoseintoleranz und Histaminintoleranz
-) Laktose-, Fruktose-, und Histaminunverträglichkeit
-) Gluten-, Kasein- und Histaminunverträglichkeit
-) Nahrungsmittelallergien und Histaminunverträglichkeit

Abgewandelt nach Ledochowski (2014).

Nicht falsch verstehen. Das heißt nicht, dass beispielsweise ein Mensch mit Milchzuckerunverträglichkeit automatisch ein „spürbares“ Problem mit Birnen, Zwetschken & Co hat. Es heißt lediglich, dass verschiedene Unverträglichkeiten oftmals in Verbindung miteinander stehen. Für Betroffene heißt es in dem Zusammenhang Detektiv spielen und die Reaktionen des Körpers auf verschiedenste Lebensmittel genau zu beobachten. Noch ratsamer ist natürlich dies ärztlich austesten zu lassen und sich ernährungstechnisch von einem erfahrenen Arzt oder Ernährungsberater beraten zu lassen.

Unterm Strich kann ein unverträglicher Mensch von dem Wissen um „stille“ Unverträglichkeiten profitieren. So berichten beispielsweise Fruktose-Intolerante, wenn sie Milch, Gluten und stark Fruchtzuckerhaltiges von ihrem Speiseplan streichen, wieder mehr Gemüse und bestimmte Obstsorten beschwerdefrei essen können.

So - das war's für heute.

Wir lesen uns bald wieder,
Euer Intoleranter Genießer.









Referenzen:

Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
www.individualisten.at

Fruchtzuckerunverträglichkeit: Fluch oder Segen?

$
0
0
Heute gibt's mal von meiner Seite zu Beginn eine kleine Quizfrage: Was meint ihr? Was ist eigentlich das Gegenstück zu gesund? Die Antwort könnte den ein oder anderen überraschen – es ist gesünder! Zumindest im Falle einer Fruchtzuckermalabsorption... Durch Kampagnen wie „5 am Tag“ & Co wissen nämlich mittlerweile selbst „Hunz und Kunz“ wie gesund Obst und dergleichen ist. Geht es dann Menschen, die von ihrer Unverträglichkeit noch nicht wissen, nicht sonderlich gut, tendieren die meist ihre gesundheitlichen Gebrechen mit einer besonders vitaminreichen Ernährung auszubügeln – und verzweifeln dann umso mehr, wenn sich ihr Wohlbefinden trotzdem verschlechtert...

Noch mehr Kopfzerbrechen bereitet dann häufig die attestierte Fruchtzuckermalabsorption selbst – wie soll man sich schließlich gesund ernähren, wenn der Inbegriff gesunder Ernährung krank macht? Selbst wenn man's an der Stelle nicht glauben mag, so hat eine Fruktose-Unverträglichkeit auch durchaus ihre positiven Seiten.

Ein zuckersüßes Märchen - ohne Happy End...

Jedes Märchen beginnt mit "Es war einmal..." und so möchte ich auch die bittersüße Geschichte vom Fruchtzucker einleiten: Es war einmal eine Zeit, in der angenommen wurde, dass Fruchtzucker der „bessere“ Zucker sei, da er ja in natürlicher Form in Früchten vorkommt. Gefällige Produkteigenschaften gepaart mit einem attraktiven Preis – kein Wunder, dass auch die Lebensmittelindustrie Geschmack am bittersüßen Fruchtzucker fand und obendrein noch mit der „natürlichen Süße aus Früchten“ werben konnte, die dem Konsumenten mit gutem Gewissen zugreifen ließ. Das sind wohl die Hauptgründe, wieso der Fruchtzucker (z.B. aus Maissirup) nach und nach immer mehr den hundsgemeinen Haushaltzucker (aus Zuckerrohr oder Zuckerrübe) verdrängte.

Mittlerweile enthalten von Babynahrung angefangen, über Ketschup, Limonaden, bis hin zu Fertiggerichten Fruchtzucker. Doch wie ich bereits in vorangegangenen Blogs erwähnt habe, ist der menschliche Körper einfach nicht dafür geschaffen Fruchtzucker in rauen Mengen zu verarbeiten. Nicht verwunderlich, dass sich die Indizien mehren, dass die ach so „gesunde Süße“ ihre Schattenseiten hat...

Bösewicht Fruchtzucker

Fruchtzucker sättigt nicht nur weniger, er erzeugt auch weniger Belohnungsgefühle im Gehirn. Das berichteten erst unlängst Forscher der Universität Basel. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Studien, die darauf hinweisen, dass ein zu hoher Fruchtzucker-Konsum den Fettgehalt der Leber erhöht, zu einer Insulinresistenz und in weiterer Folge zu Diabetes und Übergewicht führen kann - Zivillisationskrankheiten lassen grüßen... Außerdem wird Fruchtzucker bei Jugendlichen mit schlechterer Gedächtnisleistung in Verbindung gebracht, ist Futter für Krebszellen, stört unser Immunsystem - und das ist längst noch nicht alles... Als Mensch mit einer Fruktosemalabsorption kann man sich also fast schon glücklich schätzen, dass man zu einer Fruchtzuckerreduktion zwangsbeglückt wird.

Diagnose Fruchtzuckermalabsorption: Probieren geht über Studieren

Wie zu Beginn bereits angesprochen, bereitet die Diagnose Fruchtzuckermalabsorption vermutlich vielen anfänglich nicht nur Bauchschmerzen sondern auch Kopfzerbrechen. Aber don't worry - bei einer Fruchtzuckermalabsorption muss man nicht zur Gänze auf die ballaststoffreichen Vitamin- und Mineralienbomben verzichten! Mein Tipp: Geht lieber "zurück zum Ursprung" und streicht den ganzen industriell hergestellten Kram aus eurer Ernährung. Dieser enthält nämlich meist mehr an künstlich beigefügtem Fruchtzucker als Obst und Gemüse an natürlichem.

Um Vitamine und Mineralstoffe zu tanken sollte man bei einer Fruchtzuckermalabsorption auf jeden Fall Gemüse bevorzugen. Dieses enthält weniger Fruchtzucker und ist ergo verdaulicher bzw. bekömmlicher. Bei Obst sind Sorten, die im Verhältnis mehr Traubenzucker als Fruchtzucker grundsätzlich verträglicher (z.B.. Marillen, Datteln, Bananen) und können meist in kleinen Mengen gegessen werden. Darüber hinaus können bei Einladungen, oder wenn einem die Lust auf Obst überkommt, spezielle Enzympräparate eingenommen werden, die beim Abbau der Fruktose im Darm mithelfen.

Grundsätzlich kommt man bei einer Fruktosemalabsorption aber über eins nicht hinweg: Testen, testen und noch mal testen! Wir alle sind Individuen und gerade bei Unverträglichkeiten zahlt es sich aus, für sich selbst auszumerzen, was einem noch gut tut und wo der Spaß aufhört ;-)...

So viel für heute!

Wir lesen uns - bis bald!


Euer Intoleranter Genießer.





Referenzen:

Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
Schwarz JM et al: Effect of a High-Fructose Weight-Maintaining Diet on Lipogenesis and Liver Fat. J Clin Endocrinol Metab. 2015 Jun;100(6):2434-42.
Miller A, Adeli K.: Dietary fructose and the metabolic syndrome. Curr Opin Gastroenterol. 2008 Mar;24(2):204-9. doi: 10.1097/MOG.0b013e3282f3f4c4.
Charrez B, Qiao L, Hebbard L: The role of fructose in metabolism and cancer. Horm Mol Biol Clin Investig. 2015 May;22(2):79-89. doi: 10.1515/hmbci-2015-0009.
Page KA et al: Effects of fructose vs glucose on regional cerebral blood flow in brain regions involved with appetite and reward pathways. JAMA. 2013 Jan 2;309(1):63-70. doi: 10.1001/jama.2012.116975.
Society for the Study of Ingestive Behavior. "Drinking sugar-sweetened beverages during adolescence impairs memory, animal study suggests." ScienceDaily. ScienceDaily, 29 July 2014.
http://www.springermedizin.at/artikel/16721-ernaehrungsmaerchen-teil-5-fructose-ist-der-bessere-zucker
www.individualisten.at

Weder Fleisch noch Fisch: Der Flexitarier

$
0
0
Trotz meines „mitteljungen Alters“ hinke ich so manch einem Trend hinterher. Beim Tablet war ich ein wahrer Spätzünder und auch gegen WhatsApp versuchte ich mich zwar lange Zeit aber letztens ohne Erfolg zu sträuben. Doch einen Trend habe ich wohl bereits gelebt, bevor ich überhaupt wusste, dass es einer ist, und dass es dafür sogar einen Namen gibt: Den Flexitarismus ;-).

Flexi... hmmm??

Gammelfleisch, Pferdefleisch-Lasagne, Dioxinschweinderln. Wenn ihr mich fragt, ist es ist kein Wunder, dass bei den Lebensmittelskandalen der letzten Jahre vielen die Lust auf Fleisch vergangen ist. Vermutlich ist es deshalb mittlerweile geradezu schon „in“, auf Pflanzenkost umzusteigen. Namhafte Köche bringen vegetarische Kochbücher raus, beim perfekten Dinner gibt es eine vegane Spezialausgabe und der „Veggie-Burger“ von MacDonalds ist ein Kassenschlager – nur um einige Beispiele des pflanzlichen Siegeszugs zu nennen ;-)...

Doch nicht jeder mag konsequent auf ein gutes Stück Fleisch verzichten. „Flexitarier“ heißt eine neue Bewegung, bei der der gezügelte Fleischgenuss im Vordergrund steht. Während Vegetarier kein Fleisch essen, verzichten Flexitarier (die etwas scherzhaft auch „Teilzeitvegetarier“ oder „Vegetarier ohne Stehvermögen“ genannt werden) an zumindest drei Tagen der Woche oder noch öfter auf Fleischmahlzeiten. Und wenn dann doch Fleisch auf den Tisch kommt, dann bitte in Bioqualität! Als Alternative kommen pflanzliche Qualitätsprodukte auf den Teller. Klingt doch ganz schön gesund, oder? Aber bekommt man denn bei dem ganzen Grünzeug überhaupt genug Eiweiß?

Eiweißquellen für Veganer bis Flexitarier

Die gute Nachricht vorweg: Um einen Eiweißmangel muss sich ein Flexitarier bei abwechslungsreicher Ernährung in der Regel nicht sorgen ;-). Fleisch wird heutzutage oft mit Eiweiß (= Protein) gleichgesetzt, und es ist auch richtig, dass Fleisch hochwertiges, „komplettes Eiweiß“ – sprich: alle für uns essentielle Aminosäuren – liefert. Nichtsdestotrotz hat auch die Botanik „proteintechnisch“ einiges auf dem Kasten!

Neben kompletten pflanzlichen Eiweißquellen, wie z.B. Soja oder Lupinen, leisten auch inkomplette Lieferanten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Aminosäuren – wir Menschen müssen schließlich nicht mit jedem Bissen komplettes Eiweiß zu uns nehmen! Da jede Pflanze unterschiedliche Eiweiße beherbergt, kann durch eine abwechslungsreiche pflanzliche Ernährung das komplette Aminosäurenspektrum gesichert werden. Zugreifen kann man hierbei auf vegane Eiweißlieferanten wie Linsen, Kichererbsen, Soja, Bohnen, Nüsse und Samen.

Wer kein Freund von Soja ist, und auch mit Hülsenfrüchten nicht viel auf den Hut hat, oder wer einfach nur etwas Abwechslung sucht, dem kann ich folgende drei weniger bekannte, vegane Eiweißquellen ans Herz legen.

Quinoa schaut aus wie ein Getreide, ist aber keines. Dabei hat das so genannte „Pseudogetreide“ sogar mehr mit Roter Bete oder Spinat als mit Weizen & Co gemeinsam. 1 Tasse gekochter Quinoa enthält 8 Gramm komplettes Eiweiß und ist somit eine wertvolle pflanzliche Eiweißalternative. Abgesehen davon liefert Quinoa nennenswerte Mengen an Magnesium, Mangan und Kupfer sowie an Folsäure und Vitamin B2. Frei von Gluten ist Quinoa auch ein heißer Tipp für Menschen mit Zöliakie und Glutensensitivität. Wieso ich Quinoa als Beilage liebe? Weil Quinoa sich rasch zubereiten lässt und sowohl kalt als auch warm gegessen werden kann. Nussig im Geschmack ist Quinoa in warmer Form eine leckere Beilage zu Gemüse und lässt sich gut in Aufläufen kombinieren. In kalten Varianten findet er sich in Müslis und Salaten wieder.

Chia-Samen haben den „Knusperfaktor. Die mohnähnlichen Samen sind gute Omega-3-Lieferanten (Alpha-Linolensäure) und enthalten dabei mehr Ballaststoffe als Leinsamen und Nüsse. Zusätzlich punkten Chia-Samen mit Calcium, Phosphor und Zink und enthalten auch einiges an Eiweiß – nämlich ganze 4 Gramm auf 2 Teelöffeln. Durch ihre Quellfähigkeit in Kombination mit Wasser kurbeln sie die Verdauung an, halten lange satt und können so beim Abnehmen unterstützen. In der Küche können Chia-Samen unter Müslis, Smoothies, Joghurts und Süßspeisen gegeben werden. Zudem sind sie ein guter Ei-Ersatz beim Backen. Experimentierfreudige können aus den kleinen Körnchen auch durch Keimen Sprossen ziehen und Salate damit verfeinern.

Hanfsamen. Keine Sorge – niemand wird durch den Verzehr von Hanfsamen „high“, sondern maximal besser versorgt. Dem legalen Verwandten von Cannabis fehlt es nämlich an dem berauschenden THC (= Tetrahydrocannabinol). Mit 10 Gramm Eiweiß auf 2 Teelöffel liefern die kleinen Körnchen eine gute Portion an komplettem Protein. Zusätzlich steckt in ihnen auch einiges an Calcium, Magnesium und Kalium sowie an Omega-3-, und Omega-6-Fettsäuren. Relativ unkompliziert lassen sich die nussig schmeckenden Samen in die Ernährung einbauen. Man kann sie beispielsweise übers Müsli oder den Salat streuen, unter Backwaren mischen oder sie überall verwenden, wo sonst Pinienkerne zum Einsatz kommen.

Wer sich dennoch um seinen Aminosäuren-Haushalt sorgt oder einen erhöhten Eiweißbedarf aufweist (z.B. Sportler), der kann bei einem erfahrenen Mediziner einen labordiagnostischen Aminosäure-Status durchführen lassen. Sollte hierbei ein Manko diagnostiziert werden, können dann in weiterer Folge gezielt Nährstoffpräparate mit einzelnen Aminosäuren oder einem Aminosäuren-Spektrum eingesetzt werden.

So! Das war's wieder mal für heute!
Wir lesen uns - bis bald!

Euer Intoleranter Genießer.



Referenzen auf Anfrage beim Verfasser.

Verträgliche Adventzeit – vom Essen und Trinken ohne Reue

$
0
0
Lebkuchen, Mürbteigkekse, Bratapfel... So oder so ähnlich riecht für viele unter uns wohl der Advent. Bei mir reicht diese Duftkomposition schon alleine aus um mich ein wenig in Adventstimmung zu versetzen und Kindheitserinnerungen wach zu rütteln. Als kleines Kind habe ich es geliebt, meiner Mutter von der Küchen-Arbeitsplatte aus beim Kekse-Backen zuzusehen und in einem unbeobachteten Moment ein wenig rohen Teig zu stibitzen... :-)

Erst unlängst, es war Nikolaus-Abend, bin ich mit meiner Familie am Tisch um einen verlockenden Keksteller gesessen und habe mich gefragt, was die Vorweihnachtszeit wohl ohne diese kulinarischen Köstlichkeiten wäre? Leider kann wohl nicht jeder unter uns kopflos-genussvoll den Advent genießen. Für viele Menschen mit einer Unverträglichkeit gleicht die Vorweihnachtszeit eher einem kulinarischen Spießrutenlauf.

Eine besondere Hürde hierbei ist, dass Weihnachtsleckereien, die selbst gemacht ohne Weiteres gegessen werden können, im Supermarkt gekauft plötzlich Probleme bereiten. Die Lebensmittelindustrie arbeitet nämlich häufig mit Zutaten, die in den Originalrezepten gar nicht vorkommen. Deshalb ist für jeden „Intoleranten Menschen“ und Allergiker – nicht nur in der Weihnachtszeit - ein prüfender Blick auf die Zutatenliste ratsam.

Reizauslöser ade...

Wer in der vorweihnachtlichen Hektik noch die Zeit zum Kochen und Backen findet, der muss auch mit einer Unverträglichkeit oder Allergie auf kaum etwas verzichten. Denn viele Reizauslöser lassen sich gut und einfach durch andere Zutaten ersetzen.

Beispielsweise:

* Laktoseintolerant? Die gute Nachricht: Kuhmilch lässt sich durch pflanzliche Alternativen wie Reis- oder Sojadrink ersetzen.
* Ei geht gar nicht? Alternativ eignet sich eine Mischung aus 2 Esslöffel Wasser, 1 Esslöffel Pflanzenöl und ½ Teelöffel Backpulver. Etwas Safran verleiht Weihnachtsbäckerein zusätzlich eine schöne eigelbe Farbe.
* Probleme mit Nüssen? Amaranth, Kokosraspeln oder gerösteter Sesam können Nüsse in Rezepten ersetzen. Übrigens vertragen viele Menschen geschälte Mandeln, die sonst keine Nüsse abhaben können.

Eine größere Herausforderung stellt die Adventzeit für Menschen mit Glutenunverträglichkeit dar. Aber auch diese müssen nicht unbedingt auf etwas verzichten. In Büchern und auf Homepages sind mittlerweile Haufenweise glutenfreie Alternativ-Rezepte zu finden. Zudem kann ich euch noch folgendes "Kochrezept" für glutenfreies Backen mit auf den Weg geben.

Gluten- & weizenfreie Weihnachtsbäckerein

Eines vorweg um Enttäuschungen zu vermeiden: Glutenfreie Weihnachtsbäckerei wird immer etwas anders schmecken, als die „normale“ Weizenmehl-Variante. Aber nach dem einen oder anderen Probekeks kommt man meist auch bei diesen gesunden Alternativen auf den Geschmack. ;-)

Als erstes ist es sicher mal hilfreich sich einen Überblick über glutenfreie Mehl-Alternativen zu verschaffen. Am Markt gibt es hiervon ja mittlerweile schon eine fast erschlagende Auswahl. Vielleicht erleichtert es die Auslese, wenn ich euch einfach sage, welche glutenfreie Mehle- und Stärkevarianten in meiner Küche stehen – und zwar: Buchweizenmehl, Reismehl (braun und weiß), Mandelmehl, Hirsemehl und Hafermehl (Achtung! Auf den Hinweis „glutenfrei“ achten!) sowie Mais- und Kartoffelstärke. Um ein gutes Ergebnis zu erhalten, sollten verschiedene glutenfreie Mehle gemischt werden und dann eine „Allzweckmischung“ mit 2 Teile glutenfreie Mehle und 1 Teil glutenfreie Stärkemehle hergestellt werden.

Damit die Bäckerei nicht zerfällt, muss der Mehlmischung - anstelle des Klebers Gluten - noch ein Bindemittel zugesetzt werden. Infrage kommen hierfür beispielsweise Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl, gemahlene Flohsamen oder Xanthan Gum.

Wer keine Zeit oder Lust hat, mit verschiedenen Mehle herumzuhantieren, der kann natürlich auch auf glutenfreie Fertigmischungen im Handel zurückgreift. Diese beinhalten meist auch bereits Bindemittel.

Weitere Backtipps:

* Verwendet Zutaten, die bereits Raumtemperatur haben.
* Glutenfreie Teige benötigen mehr Flüssigkeit. Nehmt ca. 10 % weniger vom glutenfreien Mehl als im Rezept angegeben ist.
* Messt genau. Glutenfreie Teige verzeihen weniger als traditionelle Rezepte.
* Verwendet beim Backen Ober- & Unterhitze und backt nicht (oder wenn dann nicht viel) über 180 Grad. Anderenfalls wird das Gebackene meist hart und trocken.
* Rezepte, die Eier verlangen, gelingen meist besser. Die Eier sind nicht nur ein natürliches Trieb- und Bindemittel, sie sorgen auch für Geschmack und Feuchtigkeit.
* Und der wichtigste Tipp am Schluss: Nehmt es mit Humor, wenn was schief geht! Wie bei vielem in der Küche, backt die Erfahrung mit und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. ;-)

Noch eine schöne Adventszeit mit verträglichen Genüssen wünscht Euch
Euer Intoleranter Genießer



Referenzen:
pures-geniessen.com
was-wir-essen.de

„Ja“ zur saisonalen Frische!

$
0
0
Milde Temperaturen, Vogelgezwitscher und Gänseblümchen machten mir dieses Jahr zu Heiligabend eher Geschmack auf Frühling als auf das Christkind. Über das Wetter lässt sich ja bekanntlich streiten. Ich zähle zu der Sorte Mensch, der das „Spiel der Jahreszeiten“ mit all seinen Ausprägungen liebt. Jahreszeiten machen unser Leben facettenreicher und bringen nicht zuletzt auch eine natürliche Abwechslung auf den Teller. Eigentlich gibt es vielerlei gute Gründe bei der Ernährung die Vielfalt im Wechsel der Jahreszeiten zu leben – hier meine.

Wieso ist saisonales Obst und Gemüse immer „in“?

* Das Motto “Alles gibt es immer” schadet unserer Umwelt.

Saisonales Obst und Gemüse kann in unseren Gefilden wachsen und hilft so Emissionen zu sparen. Avocado, Grapefruit und Co sind einfach keine typischen Früchte unserer Breiten und haben meist tausende Kilometer mit dem Schiff oder dem Flugzeug auf dem Buckel bis sie in den österreichischen Supermärkte landen. Hierbei stellt sich für mich die etwas zynische Frage, was besser ist: „Pest oder Cholera“? Der Transport mit dem Flugzeug ist zwar schneller, schadet dem Klima aber noch mehr als der (auch nicht gerade umweltschonende) Transport über Wasser. Früchte hingegen, die mit dem Schiff geschippert werden, werden häufig unreif geerntet um am Transportweg nicht zu verderben, worunter bei bestimmten Sorten Geschmack und Nährstoffgehalt leiden.

Wer im Winter auf frisches, mit dem Flugzeug importiertes Gemüse oder auf Ware aus beheizten Gewächshäusern verzichtet und in jeder Jahreszeit saisonal isst, verursacht (auf den Gemüsekonsum bezogen) 8 bis 10 mal geringere Umweltbelastungen. Überkommt euch dann doch die Lust auf eine Frucht, die gerade nicht Saison hat oder bei uns nicht heimisch ist, dann bevorzugt am besten Ware, die nicht ganz so weit gereist ist.

* Saisonales schmeckt einfach besser.

Habt ihr schon mal einen Tomatensalat im Winter zubereitet und Tomatengeschmack war Fehlanzeige? Oder am Valentinstag Erdbeeren gekauft und es war die selbe Trauergeschichte in Grün? Obst und Gemüse der Saison kann in Gottes freier Natur heranreifen und meist mehr Nährstoffe und Aromen entwickeln als ihre „Gewächshaus-Pendants“. Zudem sind diese Früchte nicht unreif um die halbe Welt gejettet, sondern können exakt dann für den Markt geerntet zu werden, wenn sie am besten schmecken. Wenn also heimische Obst- und Gemüse außerhalb der Saison angeboten werden, so ist das meist ein schwerwiegendes Indiz dafür, dass es sich hierbei um „Gewächshauspflänzchen“ mit weniger Geschmack und obendrein einer schlechteren Klimabilanz handelt.

* Saisonal-Regional zur Unterstützung unserer Wirtschaft.

Saisonale Ware stammt häufig aus der Region. Kauft man saisonal-regional in Kombination profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die heimische Wirtschaft davon. Märkte und Ab-Hof-Verkaufsstellen bieten meist eine gute regionale und saisonale Auswahl.

* Saisonal für mehr Kohle im Geldbörserl.

Obst und Gemüse, das nicht gerade Saison hat oder aus exotischen Ländern stammt, schlägt sich meist auf unser Geldbörserl nieder. Kein Wunder schließlich sind Flugreisen nach Neuseeland oder Kolumbien auch für uns nicht gerade ein Klacks. Locken tropische Früchte dann doch zu Schnäppchenpreisen im Supermarkt, dann meist auf Kosten der Arbeiter oder unter der Verwendung von Pestiziden. Wie heißt es so schön? „Wer billig kauft, kauft teuer“... Wer fairerweise dann noch zu Fairtrade und Bioware greift, muss hingegen um einiges mehr an Geld berappen.

* Saisonal unserer Gesundheit zuliebe.

Unsere Vorfahren lebten im Einklang mit der Natur. Ihre Ernährung orientierte sich nach den Jahreszeiten und es war gut so. Wer bei Obst und Gemüse nach der Saison geht, der ernährt sich nicht nur abwechslungsreich, er stillt auch meist die Bedürfnisse seines Körpers. In den kühlen Monaten des Jahres bietet die Natur uns eine Vielzahl an wärmenden Gemüsesorten wie Kürbis, Kraut oder Rote Bete. In den warmen Monate hingegen gedeihen viele kühlende und erfrischende Arten wie Gurke oder Salate.

Was zunächst wie eine Einschränkung klingt, bietet schlussendlich die Möglichkeit, die Vielfalt im Wechsel der Jahreszeiten wieder neu zu entdecken. Unter “https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ernaehrung-saisonkalender-HK.html” findet ihr einen ausführlichen Saisonkalender, der zeigt welche heimischen Obst- und Gemüsesorten wann reif sind und regional angeboten werden.

In diesem Sinne - zurück zum Ursprung, hin zur saisonalen Frische! :-)

Bis bald
Euer Intoleranter Genießer.




Referenzen:
www.wwf.ch
www.fairtrade.at
www.individualisten.at
www.gesundheit.gv.at
Bohlayer R: Chinesische Medizin für Kinder und Jugendliche: Mit psychosomatischen Aspekten. 2008 Hippokrates Verlag.

Nachhaltig in Erinnerung: Plastic Planet

$
0
0
Es gibt Filme, die gehen spurlos an einem vorüber. Aber es gibt auch andere, die bewegen, ins Herz gehen oder zum Nachdenken bringen. Als Teenager war das in meinem Fall wohl „In einem fernen Land“. Ein blutjunger Tom Cruise alias Joseph träumte darin als armer und heimatloser Ire gemeinsam mit der aus reichem Hause stammenden Shannon den Traum von Freiheit und Unabhängigkeit in Amerika. Auch „The Life of Pi“ und „Das Konzert“ reihten sich in den letzten Jahren (u.a.) in die „Memoiren“ ein. Und dann war dann noch Plastic Planet...

„Nachhaltigkeit zeigt sich vor allem darin, welches Erbe man künftigen Generationen hinterlässt.“ Frank Kupfer, Sächsischer Staatsministers für Umwelt- und Landwirtschaft, am 30.1.2013.

Das Plastik-Erbe

Sind wir uns mal ehrlich?! Plastik ist aus unser aller Leben nicht mehr wegzudenken. Sieht man sich alleine im eigenen Haushalt um, so kann vermutlich niemand verneinen, dass viele unserer Alltagsgegenstände – bei der Kaffeemaschine angefangen, über das Handy, bis hin zur Cremetube – aus dem sehr haltbaren Material (zumindest oft teilweise) bestehen. Des Produktentwicklers-Vorteil ist in dem Fall leider Mutter Naturs Nachteil. So kann der natürliche Zersetzungsprozesse von Kunststoff durch seine extreme Haltbarkeit bis zu Jahrhunderte dauern. Das von uns verwendete Plastik ist somit das Erbe künftiger Generationen.

An der schönen blauen Donau

Kunststoffrückstände und Mikroplastikpartikel sind vor allem unsere Gewässer ein Problem – und zwar kein kleines! Untersuchungen Wiener Wissenschaftler zeigen, dass sage und schreibe bis zu ~ 40 Tonnen Plastik jährlich unser Land über die Donau verlassen.

Die größere Kunststoffteile lagern sich hierbei in unserer Umwelt ab. Vögel, Fische und andere Tiere verfangen sich darin, verschlucken die Müllreste oder ersticken daran. Besonders unsere Ozeane leiden an solchen Plastikansammlungen. Ein trauriges Beispiel gibt es hierfür im Nordpazifik, in dem ein Teppich aus Kunststoffmüll auf mehrere 100 Quadratkilometern angewachsen ist. Schätzungen zufolge kommen in dieser Region sechs Kilo Kunststoff auf ein Kilo Plankton.

Aber wir müssen gar nicht so weit in die Ferne schweifen! Untersuchungen zufolge gibt es an den Ufergebieten der Donau zwischen Wien und Bratislava mittlerweile mehr Kunststoffpartikel als Fischlarven. Unglaublich, oder?

Für die Wasserbewohner bleibt diese – ich nenn's mal – „Plastikisierung“ nicht ohne Folgen. Mikroplastikpartikel sind bioverfügbar und reichern sich in Fischen und anderen Wasserbewohnern an. Dies ist nicht nur ungesund bis tödlich für die Tiere, der Bumerang kommt über die Nahrungskette auch wieder zu uns Menschen zurück. Na dann: Prost – Mahlzeit!

Supermarkt trifft Zeitgeist

Das hat Linz gefehlt ;-)! Kürzlich hat in Linz der „holis Markt“, ein beinahe verpackungsfreier Supermarkt, eröffnet. Aus Karton ist in diesem Lebensmittelmarkt nur der Ständer für das Brot. Plastiksackerl werden durch Jute-Säcke ersetzt und Trockenwaren, wie Nudeln, Bohnen oder Reis, kommen hier ins Glas. So können Kunden bei den in Behältern gelagerten Trockenwaren zwischen zwei Gläsergrößen wählen, diese befüllen, abwägen, bezahlen und für einen Euro Pfand mitnehmen und wiederverwenden. Öl und Essig sind in Fässern vorzufinden, Milch und Joghurt gekühlt in Gläsern und Obst und Gemüse unverpackt in Körben. Ich warte immer noch drauf, dass so ein Supermarkt bei mir in der Nähe aufmacht!

Kampf den Plastik-Wahnsinn

Für all diejenigen, die wie ich, mit keinem „grünen“ Supermarkt ums Eck gesegnet sind und dem Wegwerf-Plastik den Kampf ansagen wollen, heisst es das eigene Bewusstsein zu schärfen. In Österreich werden rund eine Milliarde Plastiksackerl jährlich oder umgerechnet 2000 Sackerl pro Minute ausgegeben. Am besten ihr legt euch so wie ich ein faltbares Stoffsackerl zu, das problemlos in jede Handtasche bzw. in jeden Rucksack passt. Aber auch Einkaufskörbe gibt es mittlerweile in allerhand trendigen Ausführungen und helfen beim „Sackerlsparen“.

Dann möchte ich euch folgenden Tip mitgeben: Schaut im Supermarkt drauf, was in euren Einkaufswägen landet! Lebensmittel, die in Plastik verpackt ist, sind sowieso in den meisten Fällen nicht die gesündesten. ;-) Greift deshalb lieber zu Lebensmittel, die so wenig wie möglich verarbeitet und verpackt sind.

Viele Restaurants, die Essen zum Mitnehmen anbieten, verwenden Einwegplastikbehälter. Eine erschreckende Rechnung hierzu: Holt sich eine vierköpfige Familie ein dreigängiges Menü „zum Mitnehmen und Daheimessen“, so landen alleine bei dieser einen Mahlzeit 12 Einwegplastikbehälter im Müll. Wer also bei der Abholung sein eigenes Tuppergeschirr mitnimmt, hilft Ressourcen und Müll zu sparen.

Auch bei der Getränkeauswahl sollte man Glas dem Plastik vorziehen. Ein schöner Wasserkrug am Tisch oder Schreibtisch – mit, wer mag, Bergkristallen, Rosenquarzen oder anderen Steinen – lädt zum Trinken ein. Glasflaschen für unterwegs sind nicht nur wiederverwendbar, sondern auch gesünder. Insbesondere wenn Kunststoffflaschen der Sonne ausgesetzt waren, würde ich davon die Finger lassen, denn die Wärme setzt Schadstoffe (z.B. Antimon und das hormonwirksame BPA) frei, die ins Wasser übergehen können.

Am Schluss noch ein ganz anderes Thema, das mich als Jungmami beschäftigt hat:

17.000 Tonnen oder umgerechnet 70 Millionen Babywindeln landen jährlich in Wiens Mistkübel – und es dauert Jahrhunderte, wenn die Windeln nicht gerade verbrannt werden, bis sie abgebaut sind. Mittlerweile gibt es wieder immer mehr Eltern (inkl. ich/wir) die zur guten alten Stoffwindel greifen. Neue „Windelsysteme“ lassen nicht mehr so leicht etwas durch wie früher und sitzen und halten auch besser.

Nun gut! Das waren also einige meiner Tips im Kampf gegen das „Wegwerfplastik“. Habt ihr noch weitere Ideen zur Plastikreduktion, die ihr mit anderen Lesern teilen möchtet? Dann könnt ihr gerne dafür die Kommentarfunktion nutzen!

Referenzen auf Anfrage beim Verfasser.

Turbulenzen im Darm - zwischen Reizdarm und Unverträglichkeit

$
0
0
Nach frühlingshafte Weihnachten brachte der Jänner nun doch einige ungemütlichere Wetterkapriolen mit sich. An einem jener klirrend kalten Tage, an denen man das Haus am besten nur verlässt, wenn es dringend notwendig ist, bin ich (in meiner Decke eingekuschelt) im Internet über ein interessantes, nicht ganz unbekanntes Thema gestolpert: Wusstest ihr, dass hinter einem Reizdarmsyndrom häufig eine unerkannte Nahrungsmittelunverträglichkeit steckt? Aber immer schön langsam mit den jungen Pferden - lasst uns das Thema am besten step-by-step angehen....

Das Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom (RDS) gleicht häufig einer Berg- und Talfahrt. Erst kann man tagelang nicht auf die Toilette gehen, dann sorgen Durchfälle wieder dafür, dass man kaum von der Toilette kommt - Bauchschmerzen und Blähungen inklusive. Wenn dann noch der Alltagsstress Überhand nimmt, geht’s dann meist erst richtig los...

Die Symptome im Überblick

Verstopfung, Durchfälle – auch einander abwechselnd
Abwechselnd weicher und harter Stuhlgang
Schleim im Stuhl
Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung
Unwohlsein
Bauchweh
Blähungen
Völlegefühl
Darmgeräusche
Druckgefühl im Unterbauch/rechten Oberbauch
Möglicherweise Rücken-, Kopf- und Gelenkschmerzen

RDS: Möglicherweise Nahrungsmittelunverträglichkeit im Schafspelz
Die Diagnose „Reizdarmsyndrom“ wird erst dann gestellt wird, wenn ein Patient auf „Herz und Nieren“ untersucht wurde und der Arzt alle anderen Erkrankungen definitiv ausschließen kann. Im Fachjargon spricht man von einer so genannten „Ausschlussdiagnose“. Wenn die Darmprobleme dann noch auf die leidige Psyche geschoben werden, liegt für manch einem Therapeuten der Griff zum Antidepressivum nahe. Das Tragische an der G’schicht: Oft steckt hinter dem langen Leidensweg der Betroffene nichts Anderes als eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, die mit einer Ernährungsanpassung gut in den Griff zu bekommen wäre. Empfehlungen, verstärkt Dörrpflaumen, Milchzucker oder frisch gepresste Fruchtsäfte gegen die Verstopfung zu verzehren, verschlechtern die Lage zusätzlich, wenn eine Fructosemalabsorption oder eine Laktoseintoleranz übersehen wurde. Menschen mit einem diagnostizierten oder vermuteten Reizdarm würde ich deshalb ans Herz legen, sich ggf. noch mal auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten durchchecken zu lassen.

Zuerst kam die Flut, dann der Reizdarm....
Was haben das Reizdarmsyndrom und Übergewicht gemeinsam? Beides sind Erkrankungen der Industriestaaten, die in Entwicklungsländern so gut wie nie vorkommen. In Österreich leidet schätzungsweise jeder 5. bis 7. an einem Reizdarm – Frauen häufiger als Männer. Warum diese Menschen von den Beschwerden heimgesucht werden, ist derzeit noch nicht genau geklärt. Psychische Faktoren, wie Ärger und Stress, aber auch negative Kindheitserlebnis gelten als mögliche Auslöser für die Erkrankung. Auch eine veränderte Darmflora und schwere Entzündungen werden von Fachleuten diskutiert. Letzteres wird beispielsweise von „The Walkerton Health Study“ untermauert. So wurde im Jahr 2000 die 4000-Seelen-Gemeinde Walkerton, in der kanadischen Provinz Ontario, von einer Überschwemmung heimgesucht, bei der das Trinkwasser mit krankheitserregenden Bakterien, genauer gesagt mit Escherichia coli und Campylobacter, verseucht wurde. Über die Hälfte der Einwohner erlitten hierdurch eine schwere Darmentzündung. 2 Jahre später hatten ca. 35 % der Betroffenen RDS entwickelt.

RDS: Bauchhirn mit Kopfschmerzen
Zugrunde liegt dem ganzen Dilemma eine veränderte Wahrnehmung von Reizen aus dem Verdauungstrakt. Es ist ganz normal, dass Magen und Darm unserem Gehirn ständig Informationen senden, „wie’s da unten läuft“ - und natürlich auch empfangen. Gesunde Menschen merken davon rein gar nichts. Bei RDS hingegen reagiert der Darm übermäßig auf normale Reize der Innen- und Außenwelt - wie das Einzielen des Speisebreis oder Stress bei der Arbeit. In Folge kommt es zu veränderten Darmbewegungen, zu Durchfall, Verstopfung, Schmerzwahrnehmungen.

Die Ursachenforschung konzentriert sich derzeit auf den Botenstoff Serotonin, der Informationen zwischen Gehirn und Bauchhirn überträgt. Wie der Name schon vermuten lässt, reguliert das Bauchhirn die Verdauungsprozesse, Darmbewegungen und liefert Informationen zu Sättigung, Übelkeit, Blähungen usw. - bei der Übertragung der Signale mit von der Partie der Botenstoff Serotonin. Serotonin wirkt u.a. beim Weitertransport der Nahrung mittels Darmbewegungen mit, ist aber auch gleichzeitig an der Wahrnehmung dieser Bewegungen beteiligt und somit im Falle eines RDS an der Schmerzwahrnehmung. Möglicherweise ist eben dieses Serotonin der Schlüssel bei der Entwicklung neuer erfolgreicher Reizdarm-Therapien ....

Was ich euch für heute mitgeben möchte? Hinter einem Reizdarmsyndrom kann möglicherweise eine oder mehrere Nahrungsmittelunverträglichkeiten stecken. Wenn ihr selbst RDS-Betroffene seid, dann lasst euch ggf. noch mal durchchecken und/oder beginnt ein Ernährungstagebuch zu führen. Möglicherweise könnt ihr dadurch ein Muster erkennen, wann die Beschwerden auftreten und unverträgliche Nahrungsmittel damit aufdecken...

Nun gut! Das war's mal wieder für heute!

Bis bald,
Euer Intolerante Genießer



Referenz:

Keszthelyi D, et al: Visceral hypersensitivity in irritable bowel syndrome: evidence for involvement of serotonin metabolism--a preliminary study. Neurogastroenterol Motil. 2015 Aug;27(8):1127-37. doi: 10.1111/nmo.12600. Epub 2015 May 31.
Richards A: The Walkerton Health Study. Can Nurse. 2005 May;101(5):16-21.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen.  Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
www.reizdarm-selbsthilfe.at 
www.gesund.co.at 

Über Fruchtzuckerunverträglichkeit und Schneeflocken

$
0
0
Was haben Schneeflocken mit uns Menschen gemeinsam? Keine einzige Schneeflocke gleicht der anderen. So ist es auch mit uns Menschen. Über 7 Milliarden Menschen leben auf unserem Planeten und dennoch sind wir alle Individualisten – einzigartig in unserem Sein.

Ganz in diesem Sinne gibt es auch bei Lebensmittelunverträglichkeiten nicht DEN goldenen Weg, der für alle klappt. Manchmal muss man ein wenig Grenzgänger spielen und ausprobieren, was der Körper noch verträgt und wo er einem in seine Schranken weist. Deshalb steht mein heutiger Blog ganz unter dem Motto „Probieren geht über Studieren...“.


Langzeitige Fruchtzuckerkarenz – ein Schuss ins Knie

Fructose ein absolutes „No-Go“ bei Fruchtzuckermalabsorption? Nicht wenn es nach heutigen Ernährungsexperten geht. Diese sind mittlerweile davon abgegangen, bei dieser Form der Unverträglichkeit eine vollkommene fruchtzuckerfreie Kost zu empfehlen. Einzig zu Beginn der Therapie mit der begleitenden Ernährungsumstellung kann eine strenge fruktosearme Kost sinnvoll sein, um jene Darmbakterien, die von Fruchtzucker leben auszuhungern.

Nach ein paar Monaten der Karenz kann bzw. soll sogar versucht werden die Zügel ein bisschen lockerer zu lassen, bewusst hin und wieder kleine “Diätfehler” zu machen und die Fruktosemenge kontrolliert zu steigern – idealerweise mit Lebensmittel, die ein günstiges Fruktose-Glukose-Verhältnis aufweisen. Anderenfalls kann der Körper im Laufe der Zeit noch empfindlicher auf beispielsweise versteckten Fruchtzucker werden. Grund hierfür ist vermutlich, dass sich unser Fruchtzuckertransportersystem „da unten im Darm“ nicht mehr gebraucht fühlt und den Hut ganz an den Nagel hält. Enthält unsere Nahrung hingegen immer wieder Fruktose in kleinen Dosen, kann das „Transportsystem“ im Schuss gehalten werden und eine gewisse Toleranz gegenüber Fruchtzucker entwickeln.


Fruchtzucker vs. Traubenzucker – ein Balanceakt

Jedes Obst und jedes Gemüse beinhaltet eine bestimmte Menge an Fruchtzucker und eine bestimmte Menge an Traubenzucker – je nach Sorte mal mehr von einem und weniger von anderem oder vice versa. Menschen mit einer Fruchtzuckermalabsorption sollten idealerweise zu Früchten mit einem größeren Traubenzuckeranteil greifen. Traubenzucker, auch als Glukose bekannt, ist einfach verträglicher und verdaulicher.

Da Tabellen und Grafiken oft mehr als tausend Worte sagen, findet ihr unter folgendem Link eine englischsprachige Auflistung über das Fruktose-Glukose-Verhältnis von einer Reihe an Lebensmittel: http://www.food-intolerance-network.com/food-intolerances/fructose-malabsorption-intolerance/fructose-table-in-alphabetical-order.html

Und hier noch eine deutschsprachige Auflistung mit dem Fruktose-Glukose-Verhältnis von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten: http://www.fructose.at/pdf/booklets/fructose_tabelle.pdf

Wie eingangs erwähnt, kommt ihr wohl trotz der schlauen Tabelle vermutlich nicht um's Testen herum, denn wir alle sind unterschiedlich - und noch unterschiedlicher bzw. spezieller, wenn's ums Thema Unverträglichkeiten geht.


Und was ist mit Trick 17? Der gute alte Traubenzucker-Tipp?

Den „Leseratten zum Thema Unverträglichkeiten“ unter euch ist sicher schon mal der Tipp untergekommen, dass die gleichzeitige Einnahme von Traubenzucker die Aufnahme von Fruchtzucker im Darm verbessern kann. Hierbei sollte - um einen Fruchtzuckerüberschuss zu vermeiden - mehr Glukose als Fruktose zugeführt werden, da der Traubenzucker gegenüber dem Fruchtzucker einfach rascher in den Körper eingeschleust wird.

So viel zur Theorie. Und ja – Glukose hilft tatsächlich Fruchtzucker in den Körper aufzunehmen. In der Praxis sollte dieser Trick jedoch nur sehr selten, wenn überhaupt, angewendet werden. Nicht nur, dass Traubenzucker im Übermaß den Insulinspiegel ungünstig beeinflusst, er erhöht (u.a.) auch die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Fehlbesiedelung unseres Dünndarms. Und das könnte zu neuen Beschwerden und Unverträglichkeiten führen. Also lasst Trick 17 lieber in der Schublade…

Nun gut meine Lieben! Das war's wieder für heute.
Wollt ihr eure Erfahrungen zu diesem Thema mit anderen Lesern teilen? Dann verwendet hierfür einfach die Kommentarfunktion.

Bis bald,
Euer intoleranter Genießer!




Referenzen:

Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
www.individualisten.at
http://www.fructose.at/pdf/booklets/fructose_tabelle.pdf, Zugriff: 23.02.2016
http://www.food-intolerance-network.com/food-intolerances/fructose-malabsorption-intolerance/fructose-table-in-alphabetical-order.html, Zugriff: 23.02.2016

Milch: Freund, Feind oder Freind?

$
0
0
Meine Eltern sind Kinder der 1950er Jahre und mit dem Glauben groß geworden, dass Milch ein gesundes Grundnahrungsmittel sei. Dass meine Mutter laktoseintolerant ist, und keine Milch verträgt, ist ein Anderes. Und selbst ich habe in den 1980er Jahren in der Volksschule zwar noch nicht viel über Ernährung gelernt, aber an das „Lernsatzerl“, dass Milch ein Kalziumlieferant für starke Knochen sei, kann ich mich bis heute noch erinnern.

Die Zeiten des zweifelsfreien, positiven Gesundheitsimage von Milch und Milchprodukten sind mittlerweile Geschichte. Immer lauter werden die Stimmen, die den Gesundheitswert der „heiligen Kuh(milch)“ in Frage stellen und am einst lupenreinen Image kratzen. Ist Milch nun gesund oder nicht – eine wichtige Kalziumquelle für den Knochen oder doch nur was für Säuglinge – diesen Fragen gehen wir heute nach.

Was Kühe mit Zitronen gemeinsam haben

Lasst mich ein wenig ausholen und auf die moderne Milchproduktion eingehen. Die „Kuh von heute“ hat's nicht leicht, denn sie wird „ausgequetscht wie eine Zitrone“. Seit den 1950er Jahren hat sich die Milchmenge, die eine Kuh täglich produziert, verdreifacht. Dies schlägt sich bei den Tieren auch organisch in vielfach größere Euter nieder. Um den Leistungsanforderungen Stand zu halten kriegen moderne Hochleistungskühe meist neben etwas Gras und Heu ein nicht wirklich artgerechtes Kraftfutter bestehend aus Getreide, Soja, Mais, Zucker, Fetten, Eiweißen und Vitaminen. Dass die veränderte Ernährung und der Leistungswahnsinn an dem Nutztier nicht spurlos vorübergehen, kann man sich vorstellen. Eine stark verkürzte Lebenserwartung, häufig entzündete Euter und eine generell gesteigerte Krankheitsanfälligkeit sind die Kehrseite der Medaille. Ich sage nur: Antibiotika-Rückstände Hallo...

Wieso Rohmilch möglicherweise verträglicher sein könnte…

Wusste man einst den Namen der Kuh, der man das Glaserl Milch am Tisch zu verdanken hatte, steckt heutzutage in einem Milchpackerl die Kuhmilch von mehreren Tieren aus vielleicht sogar mehreren Bundesländern. Bevor die Milch aber „reif fürs Packerl“ ist, wird sie erhitzt, geschleudert und das Fett entzogen - manchmal sogar noch die Laktose. Was für so manch einem „figurbewussten“ Mitbürger gut klingt, hat nicht nur Vorteile, denn unter dem Fettentzug leidet auch die Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen.

Mittlerweile gibt es Vertreter, die der Meinung sind, dass Rohmilch - die meist aus hygienischen Gründen verschmäht wird - von vielen Menschen besser vertragen wird. Sie argumentieren, dass die Rohmilch noch das gesamte Spektrum an Vitaminen, Milchsäurebakterien und enzymatischen Verdauungshelfern (wie z.B. Laktase) aufweist, deren Gehalt stark unter den herkömmlichen Verarbeitungsprozessen leidet. Einer kleinangelegten Studie hielt diese These nicht Stand – sprich: die Rohmilch erwies sich gegenüber pasteurisierter Milch nicht verträglicher. Für gesicherte Aussagen wären Studien mit größeren Probandenzahlen notwendig. Oder man macht gleich Nägel mit Köpfen, verzichtet aufs Warten und macht sich in einem kleinen „Selbsttest“ selbst ein Bild davon... Wer laut Studien auf jeden Fall von Rohmilch profitieren sind Kinder, die durch den Konsum von Rohmilch seltener Allergien und Asthma entwickeln als jene, die keine Rohmilch trinken.

Gute Milch? Böse Milch?

In Österreich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch inkl. Joghurt und Sauermilch bei 77 kg pro Jahr. Damit mischen wir an der Weltspitze mit. Wenn Milch als Kalziumquelle einen knochenstärkenden Effekt hätte, müssten wir ergo ja eigentlich weltweit gesehen auch eine der besten Knochen haben? Aber: das Gegenteil ist der Fall. In asiatischen Ländern, wie Japan oder China, wo traditionell wenig bis gar keine Milch getrunken wird, tritt Osteoporose weitaus seltener auf als hierzulande.

Was viele nicht wissen ist, dass das Kalzium-Phosphor-Verhältnis von Milcherzeugnissen zum Teil gar nicht günstig ist. Das führt dazu, dass das darin enthaltene Kalzium nicht mal so gut verwertet werden kann. Idealer sind hier bestimmte Gemüsesorten wie Brokkoli, Grünkohl oder Pak Choi, die a) nicht nur nennenswerte Mengen an gut verwertbaren Kalzium enthalten, b) zur Freude unserer Knochen basisch wirken, sondern auch c) Vitamin K und Magnesium liefern, welche weitere wichtige Knochen-Nährstoff sind.

Eine Studie der Harvard School of Public Health kam nun übrigens zu dem Schluss, dass unsere Ernährungspyramide zu stark von der Lebensmittelindustrie beeinflusst wird. Laut der Harvard School sei der Verzehr von Milch nicht nur „unnotwendig“, ein Zuviel an Milchprodukte könne sogar das Risiko bestimmter Krebserkrankungen erhöhen. Und am Schluss noch ein wichtiger Hinweis für junge Menschen, die mit Problemhaut zu kämpfen haben ;-): Schränkt mal euren Milchverzehr stark ein und beobachtet, ob eure Haut dadurch wieder reiner wird. Studien bringen nämlich einen verstärkten Milchverzehr mit unreiner Haut bzw. Akne in Verbindung ...

Was lernen wir daraus? (Fast) immer wenn man Mutter Natur versucht ein Schnäppchen zu schlagen, geht der Schuss nach hinten los. Von ihr wäre ja eigentlich gar nicht vorgesehen gewesen, dass wir ein Leben lang Milch konsumieren – mehr dazu könnt ihr in meinem Blogeintrag „Mr. und Mrs. Normalo sind laktoseintolerant“ nachlesen.

Wir leben auch ohne Milch gut - vermutlich sogar besser und gesünder. Wer auf Milch nicht verzichten möchte, sollte zur gesündesten Option greifen: regionaler Milch von glücklichen „Bio-Kühen“ – und das, wenn möglich, in Form von vertrauenswürdiger, hygienisch einwandfreier Rohmilch.

Wir lesen uns - bis bald,
Euer Intoleranter Genießer





Referenzen:

Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
www.individualisten.at, Stand: 29.02.2015.
http://www.konsument.at/essen-trinken/milchverbrauch, Stand: 29.02.2015
S. Mummah, B. Oelrich, J. Hope, A. Vu und C. D. Gardner (2014): Effect of raw milk on lactose intolerance: a randomized controlled pilot study. Annals of Familiy Medicine 2014: 134-141.
Sozańska B et al: Consumption of unpasteurized milk and its effects on atopy and asthma in children and adult inhabitants in rural Poland. Allergy. 2013;68(5):644-50. doi: 10.1111/all.12147. Epub 2013 Mar 27.
Loss G et al: The protective effect of farm milk consumption on childhood asthma and atopy: the GABRIELA study. J Allergy Clin Immunol. 2011 Oct;128(4):766-773.e4. doi: 10.1016/j.jaci.2011.07.048. Epub 2011 Aug 27.
http://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/what-should-you-eat/calcium-and-milk/ , Stand: 29.02.2016
http://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/healthy-eating-plate-vs-usda-myplate/ , Stand: 29.02.2016
Adebamowo CA et al: Milk consumption and acne in teenaged boys.
J Am Acad Dermatol. 2008 May;58(5):787-93. doi: 10.1016/j.jaad.2007.08.049. Epub 2008 Jan 14.
Melnik BC1.Linking diet to acne metabolomics, inflammation, and comedogenesis: an update.Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015 Jul 15;8:371-88. doi: 10.2147/CCID.S69135. eCollection 2015.

Histaminintoleranz - über Ostern, Religion & viele Fragezeichen

$
0
0
Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern! ;-) Der Frühling kommt und mit ihm bald Ostern! Während viele unter euch sich in ein paar wenigen Tagen den „kulinarischen Osterfestspielen“ mit Osterschinken, Reindling & Co hingeben können, muss ich histaminintolerante Mittdreißigerin leider mir meinen Kopf zerbrechen, was ich nun essen darf und was nicht. Und zugegeben. Meistens gelingt es mir nicht, den österlichen Versuchungen Stand zu halten. Mögliche Reue inklusive.

Doch wie ist das nun eigentlich mit der Ernährung bei Histaminintoleranz? Aus der Praxis weiß ich, dass wohl keine Unverträglichkeit bei Betroffenen so viel Fragezeichen aufwirft wie diese. Mehr dazu heute.

Wie Religion den Histamingehalt im Keller hält...

In biblischen Zeiten, als der elektrische Strom noch in den Sternen stand und Kühlschrank ein Fremdwort war, war es in den warmen Regionen unserer Welt schlichtweg überlebenswichtig, das Bakterienwachstum auf Nahrungsmittel möglichst gering zu halten. So findet man in den Ernährungsregeln des Judentums und des Islams das „Schächten“, eine Methode bei der das Tier bei der Schlachtung möglichst rückstandsfrei ausbluten soll. Durch die relative Blutfreiheit wird eine längere Haltbarkeit des Fleischs erreicht, da das stark eiweiß- und eisenhaltige Blut einen idealen Nährboden für Bakterien bildet.

Auch die Trennung von Milch und Fleisch, die man in der jüdischen Küche findet, war in Zeiten mangelnder Hygiene mehr als sinnvoll. Denn fast immer sind in Rohmilch auch Keime der Darmflora der Rinder vorzufinden, die aus der Aminosäure Histidin Histamin bilden können. Kommt das Fleisch dann mit den Stuhlkeimen der Milch in Berührung, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es verdirbt und ungenießbar wird.

Eindeutig Histamin-sparend ist auch die Regel auf Meerestiere ohne Wirbelsäule zu verzichten (z.B. Tintenfische, Muscheln). Während Tiere mit Wirbelsäule leicht ausgenommen werden können, bleibt bei den anderen der Darm im Tier. Dadurch wandern die Darmbakterien des Tieres in das umliegende Gewebe und bilden Histamin. Wenn der Fang nicht gleich gekühlt wird, können so hohe Mengen an Histamin entstehen, dass sogar gesunde Menschen ohne Histaminintoleranz Vergiftungserscheinungen (besser bekannt als Fischvergiftung) zeigen.

Orientierungslos dank Tabellen-Urwald

Das Internet von heutzutage lädt Histaminintolerante zum Tabellenwälzen ein. Nicht nur einzelne Betroffene verzweifeln, wenn sie dank des Tabellen-Dschungels zu dem Schluss kommen, dass sie eigentlich gar nichts mehr essen dürfen. Ich sage: Lasst euch nicht von den ganzen Tabellen verrückt machen! Natürlich gibt es einige Nahrungsmittel, die aufgrund ihres Reife- bzw. Herstellungsprozesses wahre Histaminbomben sind – dazu zählen beispielsweise gereifte Käse, Speck, Prosciutto, Salami, Sekt oder Sauerkraut. Bei vielen anderen Nahrungsmittel kann jedoch streng genommen keine seriöse Angabe gemacht werden, da sich der Histamingehalt stündliche ändern kann. Hinzu kommt das Menschen mit einer Histaminintoleranz individuell sind und es gar nicht möglich ist eine Unverträglichkeitsliste zu erstellen, die für alle gültig ist. Orientiert euch lieber an Folgendem:

* Seid Frische-Fanaten! Frische Lebensmittel und Speisen sind zwar nicht automatisch unproblematisch, aber sie bergen auf jeden Fall ein geringeres „Unverträglichkeitsrisiko“. Seid auch vorsichtig, wenn ihr Speisen stehen lasst bzw. vorkocht. Eine Speise, die ihr am Vortag vertragen habt, kann am nächsten Tag Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen.

* Gut Ding braucht nicht immer Weile! Je länger ein Lebensmittel gereift ist (sei es Käse, Salami o.ä.), desto kritischer ist es für Histaminintolerante.

* Seid vorsichtig gegenüber Fertiggerichten. Diese sind grundsätzlich problematisch, insbesondere, wenn sie Geschmacksverstärker wie Hefeextrakt, Farbstoffe oder Konservierungsmittel enthalten.

* Verzichtet (ganz oder zumindest so gut es geht) auf Alkohol. Jeder Alkohol, egal ob Schnaps, Bier oder Wein, blockiert das körpereigene Histaminabbau-Enzym „DAO“. Manche Alkoholarten, allen voran Rotwein und Sekt, enthalten zudem noch eine ordentliche Portion Histamin.

Und am Schluss noch der Haken...

Bei der Histamin-Unverträglichkeit gibt es noch einen ganz fiesen „Haken“. Denn es gibt auch Lebensmittel, die selbst (teils) nur wenig Histamin enthalten, die aber eine erhöhte Histaminfreisetzung im Körper verursachen. Im Fachjargon sind diese Ernährungsfallen als „Histaminliberatoren“ bekannt. Der Bekannteste unter ihnen sind Erdbeeren, die oft für allergische Reaktionen verantwortlich gemacht werden, die gar nicht vorliegen. Aber u.a. auch Schokolade, Tomaten, Kiwi, Ananas, Getreidegluten, Casein aus Milchprodukten oder bestimmte Schmerzmittel gehören zu „Histaminfreisetzer“....


Unverträglichkeit hin oder her – ich hoffe, ihr lasst euch das Osterfest hiervon nicht verderben und könnt ein für euch verträgliches und köstliches Ostermenü ohne Reue genießen.

Ich wünsche euch eine wunderbare Karwoche mit viel Sonne und schöne Ostern!

Bis bald,
Euer Intoleranter Genießer



Referenzen:

Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Wolzt M, Feffer-Holik S (2013): Gesund und trotzdem krank. Verlagshaus der Ärzte.

Bio (zu) teuer? Shop Smarter!

$
0
0
„Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune...” Wisst Ihr, dass mir schon mal Pippi Langstrumpf in den Sinn kommt, wenn jemand, ungeachtet der Physik und Logik, naive Gedanken durchzieht und sich die Welt ohne Rücksicht auf Andere (ganz gleich, ob Mensch. Tier oder Natur) so macht, wie sie ihm gefällt?

So hatte ich erst unlängst wieder einmal eine Diskussion mit einer Bekannten, wieso man überhaupt Bio-Lebensmittel kaufen sollte: Bio sei doch nicht wirklich besser. Und man könne dem Bio-Siegel ja sowieso nicht trauen... Wie ich schon in meinem vorangegangenen Blog „Iss bio – iss besser!“ berichtet habe, zeigen Fakten anderes - aber ich wollte mit meiner Bekannten nicht weiter diskutieren, denn ich kenne sie zu gut um zu wissen, dass sie ihr Geld einfach lieber anderweitig investieren möchte (und m.E. am falschen Eck spart).

Ich weiß, es ist ohne Frage teuer, die komplette Lebensmittelpalette in Bioqualität zu kaufen, aber – und das ist die gute Nachricht des Tages – es ist auch nicht immer unbedingt notwendig.

Früchte, die nicht nur einen Vitamincocktail liefert...

Pestizide, Fungizide, E-Nummern, Wachse - die Liste an zugelassenen Behandlungsmitteln für Obst und Gemüse ist lang. So kann man mit einem gesund geglaubten, „vitaminspendenen“ Apfel, zeitgleich einen ganzen Cocktail an Behandlungsmitteln zu sich nehmen. Zwar liegt die Belastung konventioneller Ware unter den (teils willkürlichen) gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwerten, doch sollte man dabei im Hinterkopf behalten, dass viele Pestizide und deren Langzeitwirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind – und schon gar nicht ihre kombinierte Wirkung mit anderen „Spritzmitteln“...

Vom dreckigen Apfel bis zur sauberen Avocado

Unter dem Namen „Dirty Dozen“ veröffentlicht die US-amerikanische Umweltschutzorganisation Environmental Workgroup in regelmäßigen Abständen eine Liste besonders pestizidbelasteter Obst- und Gemüsesorten. Wenn es um dem Kauf einer dieser 12 „dreckigen Früchtchen“ geht, solltet ihr ein „militanter Bioeinkäufer“ sein bzw. zu einem werden (Belastung in absteigender Reihenfolge):

Das dreckige Dutzend

* Äpfel
* Pfirsiche
* Nektarinen
* Erdbeeren
* Trauben (weiß/rot)
* Sellerie
* Spinat
* Paprika (alle Farben)
* Gurken
* Kirschtomaten
* Zuckererbsen
* Kartoffeln

Nicht auf dieser Liste, aber auch unbedingt in Bioqualität sollten Soja- und Maisprodukte gekauft werden. Bei konventioneller Ware läuft man gerade bei diesen Gemüsearten Gefahr, gentechnisch veränderte Organismen zu sich zu nehmen – und auf das hat sicher keiner von uns großartige Lust.

Die sauberen Fünfzehn

Gleichzeitig gibt es auch Obst- und Gemüsesorten, die nicht zwangsläufig Bio sein müssen. Im englischsprachigen Raum als die „clean fifteen“ bekannt, können diese 15 Lebensmittel auch ohne Weiteres in Nicht-Bioqualität im Einkaufswagen landen (Belastung in absteigender Reihenfolge):

* Süßkartoffeln
* Karfiol
* Cantaloupe-Melonen
* Grapefruit
* Auberginen
* Kiwis
* Papayas
* Mango
* Spargel
* Zwiebeln
* Erbsen
* Weißkohl
* Ananas
* Mais
* Avocado

Und so lässt's sich zusätzlich sparen....

Biologische Produkte haben den Ruf teuer zu sein. Wie bei allem im Leben hat auch beim Essen Qualität seinen Preis, aber wer „mit Hausverstand“ kauft, muss für Bioware nicht unbedingt (viel) mehr berappen. Biologisch gezogenes Obst und Gemüse, das gerade Saison hat und aus der Region stammt, kann preislich gesehen durchaus mit herkömmlicher Ware mithalten. Darüber hinaus ist ein wenig Planung das A und O: Entscheidet nicht im Geschäft aus dem Bauch heraus, sondern überlegt euch ganz einfach was ihr kochen möchtet und plant anhand dessen eure Einkäufe – so können Lebensmittelabfälle reduziert und Essenskosten gespart werden...

Wir lesen uns bald wieder – bis dahin alles Liebe
Euer Intoleranter Genießer.


Referenzen
EWG Umweltschutz für den Verbraucher, US Arbeitsgruppe 2015: http://www.ewg.org/foodnews/dirty_dozen_list.php

BIO - FAIR - ZUM WOHL

$
0
0
Wir setzten uns GRÜN auf ...
als Grüne Haube-Anwärter, zeigen wir natürlich auch voller Stolz unsere BIO-Urkunde her.
http://www.gruenehaube.at/

Auf bald im "Zum Wohl"

Rettet die Möhre - stoppt die Lebensmittelverschwendung

$
0
0
Prost – Mahlzeit! Diese Zahl hat mich nun wirklich vom Hocker gehauen! Sage und schreibe 150 000 Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Österreichs Mistkübeln. Und wisst ihr was bei dieser Lebensmittelverschwendung noch das „i-Tüpfelchen“ ist? Die meisten Lebensmittel, die im Abfall geworfen werden, sind nicht einmal verdorben, sondern in unseren Augen einfach nicht mehr “sexy” genug zu essen. Insbesondere Obst und Gemüse sind von diesem Schicksal betroffen – so landen verschrumpelte Karotten, Äpfel mit Druckstellen oder ein welker Salatkopf meist schneller als man bis drei zählen kann im Müll. Aber auch Back- bzw. Teigwaren und Speisereste können in Österreichs Haushalten keine ruhige Kugel schieben, sondern zählen laut Statistik zu einer (ich nenn's mal) „gefährdeten Gattung“.

Ja, Margit - wie ist das eigentlich mit den Speisereste...?

Zugegeben - bei Speiseresten muss ich mich ehrlich gesagt selber an der eigenen Nase nehmen. Dadurch, dass für mich von Kindheitsbeinen an immer frisch gekocht wurde, graust es mich schnell mal vor etwas älteren Speiseresten aus dem Kühlschrank. Zudem muss ich auch mit meiner Histaminintoleranz aufpassen, da Speisen, die ich frisch gekocht vertragen habe, mir 1-2 Tage im Kühlschrank aufbewahrt dann manchmal nicht mehr so gut tun...
Deshalb bevorzuge ich persönlich zur Speiseaufbewahrung eher das Einfrieren, was bei vielen Gerichten wie z.B. Currys, Chilis oder Suppen auch hervorragend klappt. Wer's genau wissen möchte – im Internet gibt es Rezeptseiten mit eigenen Rubriken zum Thema „Vorbereiten und Einfrieren“ ;-). Über „Notfallessen“ aus dem Gefrierschrank freut man sich dann auch nach einem anstrengenden Arbeitstag – und mindestens genauso bei gähnender Leere im Kühlschrank. Zudem nutze ich ganz im Sinne der Nachhaltigkeit meist das Wochenende um das Essen für die darauf folgende Woche zu planen um möglichst wenig „Mist zu bauen“ ;-).

Ein Hauch von Nachhaltigkeit im Supermarkt und beim Auswärtsessen

Einen nachhaltigeren Weg kann man auch beim „Auswärtsessen“ einschlagen. Obwohl manche Menschen nicht oder nur sehr ungern fragen, muss es niemanden unangenehm sein, seine Essensreste im Restaurant einpacken zu lassen. Die meisten Gerichte schmecken auch am nächsten Tag noch, man spart Geld, Zeit und reduziert Lebensmittelabfälle.
Nachhaltigkeit beginnt auch, wenn einige Geschäfte und Supermärkte versuchen der Lebensmittelverschwendung entgegen zu steuern (aus welchen Gründen auch immer), indem sie vor allem wochenends bzw. nachmittags Backwaren, bestimmtes Obst und Gemüse sowie Milchprodukte kurz vor dem Ablaufen zu einem günstigeren Preis anbieten. Aber ist es überhaupt empfehlenswert solche Produkte noch mit nach Hause zu nehmen?

Abgelaufen = verdorben – oder...?

Denkste! Dass Lebensmittel oft noch weit über das Haltbarkeitsdatum hinaus einwandfrei genießbar sind, konnte eine Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace aufzeigen. Darin wurden 10 Lebensmittel (u.a. Käse, Eier, Joghurt, Salami und verpackte Backwaren) auf ihre Haltbarkeit getestet. Das ziemlich eindeutige Ergebnis: Obwohl die Produkte das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits um 14 Tage überschritten hatten, konnten sie als unbedenklich eingestuft werden. Und dabei landen gerade abgelaufene Milchprodukte meist ungefragt – oder besser gesagt ungeöffnet - in der Tonne...

Nachhaltigkeit: Dem Menschen zu Nutze...

Während unsererorts Lebensmittel teils noch originalverpackt im Müll landen, hungern weltweit rund eine Milliarde Menschen. Durch unseren achtsameren Umgang mit Lebensmittel wird natürlich der Hunger dieser Menschen nicht direkt gestillt, aber für mich ist der bedachte Umgang mit unseren Lebensmittel (und damit auch mit unseren Ressourcen) einfach eine Frage des Respekts vor unseren Mitmenschen und unserer Umwelt.
Auch man selbst profitiert durch einen sensibleren Umgang mit Lebensmitteln. Wer seine Lebensmittelabfälle reduziert (z.B. indem man das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht zu wörtlich nimmt), dem kann in der Tat mehr im Geldbörsl bleiben. So landen einer deutschen Studie zufolge pro Person jährlich Lebensmittel im Wert von ca. 235 € in der Tonne.

...der Umwelt zu Liebe
Was sich auf unser Geldbörsl auswirkt, kriegt auch unsere Umwelt hautnah zu spüren. Mit jedem weggeschmissenen Lebensmittel werden gleichzeitig kostbare Ressourcen, wie Dünger, Ackerboden oder Wasser, sinnlos verbraucht. So fließen 700 Liter Wasser in ein Kilo geerntete Äpfel, 5000 Liter in die gleiche Menge Käse und sogar 15 000 Liter in ein Kilo Rindfleisch. Und die Verschwendung von Lebensmittel kommt der Umwelt besonders teuer, da für den Abtransport des Mülls noch zusätzlich Energie verbraucht wird! Ein schwacher Trost ist, wenn die Lebensmittelabfälle zumindest noch sinnvoll weiterverwertet werden (z.B. als Kompost oder zur Energieerzeugung in Biogasanlagen)...

Soviel zum Thema Lebensmittelverschwendung heute von meiner Seite. Vielleicht hat euch das Thema zum Grübeln gebracht und inspiriert, der Wegwerfmentalität den Kampf anzusagen?
Habt Ihr weitere Tipps für einen nachhaltigen Ernährungsstil? Dann könnt ihr gerne dafür die Kommentarfunktion nutzen.

Wir lesen uns bald wieder – bis dahin alles Liebe
Euer Intoleranter Genießer.


Referenzen

Kranert M et al: Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland. Studie der Universität Stuttgart, 2012.

https://www.zugutfuerdietonne.de

https://secured-static.greenpeace.org/austria/Global/austria/dokumente/MHD-Ergebnisse.pdf

Was macht die Oma im Apfelbaum? Ihre Sorbitintoleranz verdauen…

$
0
0
Ich liebe Kaffeehäuser. Ich liebe den Duft von frisch gemahlenem Kaffee, der einen zur Begrüssung entgegenströmt. Ich liebe die gemütliche Atmosphäre untermalt von der monotonklingenden Geräuschkulisse. Ich liebe es, mich bei der Speisekarte der Qual der Wahl zu stellen, sehnsüchtig auf das Auserwählte zu warten und mich dann den kulinarischen Köstlichkeiten hinzugeben.

Es gibt vielerlei Gründe für mich, ins Kaffeehaus zu gehen und am allerliebsten mache ich das mit guten Freunden. So geschehen erst letztens, als ich mich mit einer Freundin ausführlich übers Kochen unterhielt. Über die Ernährung sind wir dann schlussendlich beim Thema Unverträglichkeiten gelandet und bei den rätselhaften Beschwerden ihrer Mutter (seit der Geburt ihrer Tochter besser als "Oma" bekannt :-)), die mal Fructose verträgt und dann wieder gar nicht. Ich bin zwar kein großer Fan von Ferndiagnosen - für eine endgültige Diagnose ist auf jeden Fall eine labordiagnostische Untersuchung nötig -  aber für mich lag von den weiteren Erzählungen meiner Freundin eine sorbitabhängige Fructosemalabsorption sehr nahe. Schon mal davon gehört? Nein? Dann wird's Zeit ;-)!


Fructose & Sorbit - ein "Duo Fatale"

Verhalten sich Fructose & Sorbit - bildlich gesprochen - manchmal wie "Max und Moritz"? Zumindest können die Beiden gemeinsam genossen für manch einem zum "Duo Fatale" werden. Dass es zwischen den beiden Zuckeralkoholen in unserem Stoffwechsel einen Zusammenhang gibt, wird erst bei näherer Betrachtung erkennbar: Sorbit hemmt zum einen die Aufnahme von Fruchtzucker bzw. Fructose in dem Körper, zum anderen kann es in Fructose umgewandelt werden. Hinzu kommt, dass die beiden Zuckeralkohole in der Natur sehr häufig gepaart vorkommen - für manch einem Unverträglichkeitsgebeutelten ein fatales Zusammenspiel.

Bereitet wirklich reines Sorbit alleine Probleme, spricht man von einer “isolierten Sorbitmalabsorption” oder einer “isolierten Sorbitintoleranz”. Weit häufiger ist jedoch die kombinierte Form, welche im Fachjargon als sogenannte “sorbitabhängige Fructosemalabsorption bzw. -intoleranz bezeichnet wird. Das Interessante an dieser Art der Unverträglichkeit ist, dass alleine aufgenommen, jeder der beiden Zuckeralkohole vertragen wird. Wehe jedoch, die beiden Zuckeralkohole werden gemeinsam genossen - dann lassen Unverträglichkeitsreaktionen, die an eine Fructosemalabsorption erinnern, meist nicht lange auf sich warten. Blähungen, Durchfall oder auch Bauchschmerzen sind nur einige Beispiele dieser kombinierten Unverträglichkeitsform. Darüber hinaus besteht auch das Risiko einer bakteriellen Fehlbesiedelung im Dünndarm. Womit wir auch schon beim Kaugummi wären.


Achtung - Kaugummi-Falle!

Wer jetzt an Kaugummi auf der Schuhsohle denkt, liegt daneben ;-). Hinter der Kaugummi-Falle steckt nämlich ein Teufelskreis, der zwischen Bakterien, Mundgeruch und Kaugummi lodert. Lassen wir den Teufelskreis damit beginnen, dass Unverträglichkeiten als Folge von “Aufnahmestörungen” zu Fehlbesiedelungen im Dünndarm führen können, wodurch Mundgeruch ausgelöst werden kann. Unangenehm für den Betroffenen und seine Umwelt wird gerne als Lösung zu Kaugummi gegriffen, der jedoch häufig mit Sorbit gesüßt ist. Also wird die Aufnahme von zuvor verzehrtem Fruchtzuckers gestört, dadurch die Fehlbesiedelung weiter begünstig, das Mundgeruch-Thema mit Kaugummi bekämpft und der Teufelskreis dreht sich weiter...


Sorbit - ein “Darling” der Lebensmittelindustrie

Kaugummi zählt nicht zu den einzigen Industriewaren, in dem Sorbit verwendet wird. Wasseraffin, wie Sorbit nun mal ist, wird es gerne in Backwaren als Feuchthaltemittel verwendet. Schauen geöffnete Backwaren selbst nach ein bis zwei Tagen noch “wie aus dem Ei gepellt” aus, ist es wahrscheinlich, dass Sorbit, Fruchtzucker oder ein anderer Zuckeralkohol in konzentrierten Mengen verwendet wurde. Auch "zuckerfreie" Müslimischungen sollten von 80 % der Bevölkerung - so viele Menschen können Sorbit nämlich nicht wirklich aufnehmen - lieber mit Vorsicht genossen werden, da in diesen häufig Sorbit als Süßungsmittel verwendet wurde. Ein Blick aufs Etikett ist verrät mehr. Sorbit findet sich auf der Zutatenliste unter den Bezeichnungen E 420: Sorbit; Zuckeraustauschstoff, Sorbitol. Es kann sich jedoch auch hinter den Emulgatoren auf Sorbitbasis - E 432: Emulgator, E 433: Emulgator, E 434: Emulgator, E 435: Emulgator oder E 436: Emulgator - verbergen.

Weitere mögliche Sorbitquellen sind übrigens Brausetabletten, Schokolade, Toastbrot, Senf, Mayo und noch mehr. Auch Zahnpasten enthalten Sorbit als Feuchthaltemittel. Da beim Zähneputzen jedoch nur geringe Mengen in den Verdauungstrakt gelangen, können sorbitolhaltige Zahncremes auch von Menschen mit Unverträglichkeit "ohne Bauchweh" angewendet werden.


Sorbit - von Natur aus schwankhaft

Sorbit klingt vom Namen her irgendwie chemisch - trägt obendrein noch eine "E-Nummer" - ist es aber nicht. Von Natur aus in Früchten, wie Steinobst (z.B. Zwetschken, Marillen) oder Kernobst (z.B. Birnen, Äpfel) enthalten, liegt es vor allem in gedörrten Früchten in konzentrierten Mengen vor. Interessanterweise entwickeln Menschen mit einer Sorbitproblematik häufig auch eine Abneigung gegen sorbitreiche Lebensmitteln. Wer nicht auf sein Bauchgefühl vertrauen möchte - oder kann - und es anhand von Tabellen genau wissen möchte, dem sei gesagt, dass der Fruchtzucker- und Sorbitgehalt von Obst stark variieren kann und von der Züchtung, Erntezeit, Lagerung sowie der Nachbehandlung und weiteren Herstellungsprozess abhängig ist.  Bitte vertraut deshalb Sorbittabellen aus dem Internet & Co nicht blind! Sie liefern nur einen Anhaltspunkt. Der tatsächliche Sorbitgehalt kann in Einzelfällen um den Faktor 10 - 100 (oder sogar mehr) schwanken. Ausserdem vergesst nicht! Wie immer gilt auch hier: Wir alle sind einzigartig! Verträgt der eine Mensch mit einer Sorbitthematik einen kleinen Apfel, kommt der andere schon nach einem Bissen nicht mehr vom Klo...

Nun gut, ihr Lieben! Ich hoffe, ihr habt heute wieder was über Unverträglichkeiten dazulernen können!

Wir lesen uns - bis bald!




Referenzen
Ledochowski M (2014): Nahrungsmittelintoleranzen. Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Trias Verlag.
Vogelreuter A (2015): Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Laktose. Fruktose. Histamin. Gluten. S. Hirzel Verlag Stuttgart.
Husemann B (2012): Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen.  Ratgeber für den Alltag. Nutritio Magazin Nr. 58/2012.
Wüthrich B (2008): Nahrungsmittelallergie versus Nahrungsmittelintoleranz. Definitionen, Diagnostik und Therapie. Gastroenterologie und Ernährung, Nr. 2. 2008.
http://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/?utm_campaign=nahrungsmittel-intoleranz.atsorbit-gluten-zucker/
http://www.ernaehrung.de/tipps/intoleranzen/intoleranz13.php
http://www.onmeda.de/ernaehrung/sorbit-sorbitintoleranz-(sorbitunvertraeglichkeit)-22879-2.html
http://dasgastroenterologieportal.de/Sorbitintoleranz.html
Viewing all 34 articles
Browse latest View live